Am 1. Juni 2021 waren 1.261 Brennstoffzellen-Pkw (Wasserstoffantrieb) in Deutschland zugelassen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor. Bei den Herstellern führend sind dabei Hyundai (Model Nexus, 455 Fahrzeuge) und Honda (350, mehrere Modelle). Mercedes liegt mit 223 Fahrzeugen (GLK, GLC) auf Platz 3. Zudem gibt es aktuell 91 Wasserstofftankstellen in Deutschland. Bei ihnen können nicht nur PKW, sondern auch leichte Nutzfahrzeuge mit 700 bar betankt werden. Durch Aufrüstung der Tankstellen an den existierenden Standorten ist es auch möglich, dass dort Müllsammelfahrzeuge und Kehrmaschinen mit 700 bar tanken. An bereits sieben bzw. in Kürze sogar zehn der existierenden Tankstellen ist darüber hinaus die Betankung mittlerer und schwerer Nutzfahrzeuge (z. B. Bussen) mit 350 bar möglich.
Freiweillige Preisfestlegung
Der Wasserstoffpreis an den Wasserstofftankstellen betrug in den letzten Jahren durchgängig und einheitlich 9,50 € (brutto) pro Kilogramm. Die Preisfestlegung basiert auf einer freiwilligen Festlegung der Clean Energy Partnership (CEP) im Jahr 2010, mit dem Ziel, eine angenäherte Kostenparität zu konventionellen Kraftstoffen zu ermöglichen. Die CEP ist ein Zusammenschluss von Unternehmen aus den Bereichen Technologie, Energie, Gas- und Mineralölproduktion sowie Automobilindustrie, die gemeinsam den Aufbau einer grünen Mobilität mit Wasserstoff und Brennstoffzelle verfolgen.
Anteil grüner Wasserstoff erst bei 27 %
Der Unternehmenszusammenschluss H2 Mobility betreibt den Großteil der in Deutschland vorhandenen Wasserstofftankstellen, schreibt die Bundesrgierung. Derzeit liegt der Anteil grünen Wasserstoffs am Gesamtverbrauch der Wasserstofftankstellen von H2 Mobility im Netzdurchschnitt des Unternehmens bei ca. 27 %. Herausforderungen für die Erhöhung dieses Anteils sind unter anderem erhebliche Abgaben und Entgelte für die regenerative Produktion von Wasserstoff und eine daraus resultierende geringe Verfügbarkeit grünen Wasserstoffs, der den Anforderungen eines öffentlichen Tankstellenbetriebs genügt, schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort. Weitere 30 % des von H2 Mobility angebotenen Wasserstoffs sind das Nebenprodukt aus der chemischen Industrie, der sonst ungenutzt bliebe.
35 Power-to-Gas-Anlagen
Der aktuelle nationale Verbrauch von Wasserstoff pro Jahr liegt bei ca. 55 TWh. Der Hauptteil des genutzten Wasserstoffs ist hierbei grauer Wasserstoff, was mit 93 % rund 51 TWh entspricht. Etwa 7 % des Gesamtbedarfs von rund 55 TWh (3,85 TWh) werden laut Bundesregierung über Elektrolyseverfahren (Chlor-Alkali-Elektrolyse) gedeckt, wobei die Elektrolyseurkapazität im Jahr 2020 nach FNB Gas 67 MW beträgt. Die Produktion von grünem Wasserstoff verteilt sich in Deutschland derzeit hauptsächlich auf Pilot- und Forschungsanlagen, wobei eine umfassende statistische Erfassung der Produktionsmengen dieser Anlagen nach Kenntnis der Bundesregierung nicht vorliegt. Laut dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) waren im Jahr 2019 in Deutschland etwa 35 Power-to-Gas-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 30 MWel in Betrieb.
Entwicklung des Fahrzeugbestands ungewiss
Auf die Frage, von welchem Bestand an Pkw mit Wasserstoffantrieb in Deutschland die Bundesregierung für die Jahre 2025 und 2030 jeweils ausgeht, heißt es in der Antwort: Brennstoffzellen-Pkw seien laut Definition des Elektromobilitätsgesetzes (EmoG) Elektrofahrzeuge. Entsprechend gälten die Ziele der Bundesregierung für Elektrofahrzeuge. „Durch Förderprogramme werden Anreize für die Marktentwicklung von Brennstoffzellen-Pkw gesetzt“, schreibt die Bundesregierung. Die Vielzahl an Förderanträgen zeige ein kontinuierlich sehr hohes Interesse an den Fahrzeugen und Fördermöglichkeiten.
Die Markteinführung von Brennstoffzellen-Pkw bis 2030 sei stark von der Entwicklung des Fahrzeugangebots am Markt abhängig und daher schwer vorherzusehen, heißt es weiter. Die "Metastudie Wasserstoff - Auswertung von Energiesystemstudien", die durch den Nationalen Wasserstoffrat in Auftrag gegeben und unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung erstellt wurde, fasse mehrere Szenarien für den Bedarf an Wasserstoff im Personenstraßenverkehr zusammen, welche überwiegend einen geringen Anteil an Brennstoffzellen-Pkw bis 2030 erwarteten.
Verschiedene Berichte der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) wiesen ebenfalls einen geringen Anteil aus. Eine der für die Metastudie ausgewerteten Studien, welche von der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik durchgeführt wurde, rechne indes mit deutlich höheren Werten, teilt die Regierung mit.
Die vollständige Antwort der Bundesregierung können Sie hier abrufen.
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