Die Umstellung der kommunalen Wärmenetze auf erneuerbare Energien und Abwärme trägt zum Klimaschutz bei und bietet dazu erhebliche Chancen für diverse Wirtschaftsakteure. Das betonen der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE), der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK (AGFW) in einer gemeinsamen Erklärung. Wie diese bereits im Klimaschutzprogramm 2030 aufgeführten Potenziale nun zielgerichtet umgesetzt werden können, beschreibt die Allianz in einem Vier-Punkte-Plan.
Vier Punkte für die Nahwärme
Die darin vorgeschlagenen Maßnahmen könnten überwiegend haushaltsunabhängig finanziert werden, sodass größere Mehrbelastungen für die ohnehin angespannten öffentlichen Haushalte vermieden werden. Er umfasst folgende Maßnahmen:
- Weiterentwicklung des EE-Wärmebonus und verbesserte Anreize für den Neu- und Ausbau von Wärmenetzen durch Anpassungen im Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWKG),
- Einführung von Ausschreibungen für solarthermische Großkollektoren und verbesserte Rahmenbedingungen für Tiefengeothermie-Projekte,
- industriepolitische Stärkung und begleitende Markteinführung für den heimischen Anlagenbau,
- Bereitstellung zusätzlicher Finanzmittel für finanzschwache Kommunen.
Große Potenziale der erneuerbaren Wärme
„Der aktuelle Rechtsrahmen ist zu zaghaft, um die Potenziale der erneuerbaren Wärme großtechnisch umfassend zu nutzen“, so Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE). Der EE-Wärmebonus im KWKG sollte daher um Wärme aus Holz und Biomasse sowie um sämtliche Wärmequellen, welche mit Großwärmepumpen erschlossen werden können, erweitert werden. Ebenso sei eine Ausweitung des Bonus auf Fernwärmebestandssysteme erforderlich. Der Ausbau großer Solarkollektoren könnte über Ausschreibungen forciert werden; ebenso sei eine verbesserte Bohrkostenförderung und Risikoabsicherung bei Tiefengeothermie-Projekten erforderlich.
Risiken für den Bundeshaushalt drohen
Neben der Umstellung im Bereich der Wärmeerzeugung sehen Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU), und Werner Lutsch, Geschäftsführer des AGFW, große Potenziale im Neu- und Ausbau der Wärmenetzinfrastruktur: „Diese Weiterentwicklung ist dringend erforderlich, um die Klimaschutzziele im Gebäudesektor zu erreichen“, fasst Liebing zusammen. Herr Lutsch ergänzt, dass damit „nicht nur dem Klimaschutz gedient sei, sondern es werden gleichzeitig drohende Strafzahlungen im Bereich des europäischen Effort-Sharings vermieden und weitere Risiken für den Bundeshaushalt abgewandt.
„Wir weisen seit jeher daraufhin, dass sich über den Ausbau und die Modernisierung der kommunalen Wärmeinfrastruktur beträchtliche konjunktur- und strukturpolitische Chancen ergeben“, hebt Lutsch hervor. Dieser Umstand werde vor dem Hintergrund der Corona-Krise immer bedeutsamer.
Wärmewende auch in finanzschwachen Kommunen
Neben der Stärkung des heimischen Anlagenbaus und einer forcierten industriellen Wertschöpfung über gezielte Industriepolitik geht der 4-Punkte-Plan explizit auch auf die angespannte Haushaltslage in finanzschwachen Kommunen ein. „Die aktuelle Steuerschätzung zeigt, dass die Finanzlage in vielen Kommunen besorgniserregend ist. Wir schlagen daher vor, den Kommunalinvestitionsförderungsfonds zu verlängern und mit zusätzlichen Finanzmitteln auszustatten. Dann kann die Wärmewende auch in finanzschwachen Kommunen vorangetrieben werden“, so Ingbert Liebing.
Der 4-Punkte-Plan ist hier online abrufbar.