Die Viessmann Group hat bekanntgegeben, ihren Geschäftsbereich ‘Viessmann Klimalösungen’ mit Carrier Global Corporation („Carrier”) zusammenzuführen. Der Geschäftsbereich umfasst unter anderem Heizkessel für Gas und Öl, Wärmepumpen, Festbrennstoffkessel und Solarthermie, aber auch stromerzeugende Heizungen, Warmwassersysteme und Wohnungslüftungssysteme.

Carrier ist ein weltweit führender Anbieter von intelligenten Klima- und Energielösungen mit Hauptsitz in Palm Beach Gardens, Florida (USA). Der Konzern mit weltweit 55.000 Mitarbeitern hatte 2022 einen Umsatz von 20 Mrd. $ erzielt. „Wir können die weltweite Energiewende nur dann erfolgreich meistern, wenn Unternehmen global denken, handeln und zusammenarbeiten“, begründet Max Viessmann, CEO der Viessmann Group, den Schritt.

Strategische Entscheidung

Anders, als viele Medien derzeit kolportieren, verkauft Viessmann seine Wärmepumpensparte nicht, sondern wird größter Teilhaber bei Carrier. „Der Markt für Wärmepumpen wächst extrem stark. Während deutsche Hersteller in Größenordnungen von tausenden Geräten pro Jahr rechnen, reden asiatische Hersteller in Millionen Einheiten“, sagte Maximilian Viessmann, CEO der Viessmann Group, in einer Pressekonferenz am 26. April. Den Grund dafür kennt Thomas Heim, CEO des Geschäftsbereichs „Climate Solution“ bei Viessmann: „Viele Hersteller, die früher Klimageräte in millionenfacher Stückzahl hergestellt haben, verwenden die Komponenten jetzt, um Wärmepumpen herzustellen. Gegen sie kann die mittelständisch geprägte deutsche Heizungsindustrie nicht konkurrieren.“ Ein normales, lineares Firmenwachstum sei bei den sich sehr schnell verändernden Rahmenbedingungen und Technologien nicht möglich.

Mit der Kooperation mit Carrier würde ein weltweit agierendes Unternehmen entstehen. „Durch den Zusammenschluss entsteht aus einer Position der Stärke heraus ein schnell wachsender Innovationsführer in einem hart umkämpften Markt. Diese Partnerschaft ist die perfekte Basis, um gemeinsam Wachstumschancen zu nutzen“; sagt Viessmann.

Das Familienunternehmen wird nach Abschluss der Transaktion einer der größten Anteilseigner von Carrier. Max Viessmann, CEO der Viessmann Group, wird folglich neues Mitglied des Verwaltungsrats von Carrier. Dies sichert die Einbindung der unternehmerischen Gründerfamilie und ermöglicht eine klare Ausrichtung auf langfristiges Wachstum.

Programm ergänzt sich

Carrier Group ist ein führendes Unternehmen bei Klimalösungen im Wohn- und Gewerbesegment in Nordamerika sowie im europäischen großen Gewerbemarkt. Der Geschäftsbereich Climate Solutions der Viessmann Group ist nach Unternehmensangaben Marktführer im europäischen Premium-Wohnsegment. Durch den Zusammenschluss soll somit sowohl in Nordamerika als auch in Europa ein führendes Unternehmen im Wohn- und Gewerbesegment entstehen.

Kunden und Installationspartner beider Unternehmen könnten auf ein breiteres Produkt- und Serviceportfolio, mehr digitale Angebote und weitere Zusatzleistungen zugreifen. Außerdem würden sie von höheren Produktionskapazitäten und kürzeren Lieferzeiten für Lösungen im Bereich der erneuerbaren Energien profitieren. Das Angebot an Wärmepumpen, Batteriespeichern, Photovoltaik- und Klima- und Lüftungslösungen wird erheblich erweitert.

Hauptsitz bleibt in Deutschland

Anders, als in den Medien behauptet, wandert die Wärmepumpentechnik – im Gegensatz z.B. zur Solarindustrie – auch nicht aus Deutschland ab. Denn Carrier hat zugestimmt, dass die wichtigsten Produktions-, Forschungs- und Entwicklungsstandorte mindestens fünf Jahre sowie der Hauptsitz in Allendorf (Hessen) mindestens zehn Jahre bestehen bleibt. Zudem bleibt die Marke Viessmann für mehrere Jahrzehnte erhalten. Viessmann profitiert dabei von der globalen Aufstellung in den Bereichen Beschaffung, Logistik, Produktion, Lieferkette, Produktentwicklung, Vertrieb und Service. „Auch die Kunden werden profitieren, weil wir rund 100.000 Handwerker weiterbilden wollen für die Installation von Wärmepumpen“, sagt Heim.

Die Viessmann Group bleibt ein eigenständiges Familienunternehmen im vollständigen Besitz der Unternehmerfamilie Viessmann. Die Familie wird ihre unternehmerischen Aktivitäten fortführen.

Heute erzielt die Viessmann Group – ohne das Geschäftsfeld „Klimalösungen“ – mit rund 4.000 Mitarbeitenden einen Gesamtumsatz von 1 Mrd. Euro (inklusive nicht konsolidierter Gesellschaften). Zu den Produkten ohne die Heiz-, Solar- und Speichersparte gehören bei Viessmann Kühllösungen wie Kühlmöbel, Kühlzellen, Reinräume oder das Indoor Farming. Klare Zielsetzung und Ambition der Viessmann Group ist es, spätestens bis zum Ende des Jahrzehnts auf eine Größe zu wachsen, die den Geschäftsbereich Climate Solutions heute übertrifft.

Habeck kündigt Prüfung an

„Der geplante Verkauf des Geschäftsbereichs von Viessmann zeigt, dass Klimaschutztechnologien die Technologien der Zukunft sind und der Markt für Wärmepumpen so attraktiv ist, dass er Investitionen anzieht“, sagt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Gerade deutsche Unternehmen hätten die Technologie nach vorn gebracht.

Wichtig sei, dass die Vorteile der Energiepolitik und Gewinne, die damit erwirtschaftet werden, auch weiter dem Standort Deutschland zugutekommen. „Darauf werden wir achten. Wir werden uns das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anschauen und sind im Gespräch mit dem Verkäufer und dem Investor, damit das Projekt unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient“, sagt Habeck. Dass das Wirtschaftsministerium den Zusammenschluss verhindern kann, gilt aber als unwahrscheinlich.