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Vorzeige-Projekt: 29 Energiewirte öffnen ihre Hoftore

Mit einem nicht ganz alltäglichen Angebot macht derzeit die Landwirtschaftskammer in Niedersachsen auf sich aufmerksam: 29 Landwirte aus dem Oldenburger Münsterland gewähren Touristen und Einheimischen Einblick in die Energieproduktion auf ihren Höfen. Unterstützt werden sie dabei von ausgebildeten Energiescouts.

Lesezeit: 5 Minuten

Mit einem nicht ganz alltäglichen Angebot macht derzeit die Landwirtschaftskammer in Niedersachsen auf sich aufmerksam: 29 Landwirte aus dem Oldenburger Münsterland gewähren Touristen und Einheimischen Einblick in die Energieproduktion auf ihren Höfen. Unterstützt werden sie dabei von eigens ausgebildeten Energiescouts. Die Inititoren des Projektes mit dem Namen "Land mit Energie" wollen so vor allem auf den wichtigen Beitrag der Erneuerbaren Energien in der Landwirtschaft aufmerksam machen.


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Hauptpartner der Landwirtschaftskammer ist der Verbund Oldenburger Münsterland. Damit haben sich zwei Akteure gefunden, die jeweils ihr ganz spezifisches Knowhow beisteuern – zu beiderseitigem Nutzen. Die Landwirtschaftskammer zeichnet unter anderem für die Auswahl der Energiestationen verantwortlich. Dem Verbund Oldenburger Münsterland wiederum obliegt die touristische Vermarktung des Angebots.

Eingebettet sind die 29 Energiestationen in die „Boxenstopp-Route“, einer gut 300 Kilometer langen Ferienstraßedurch das Oldenburger Münsterland. Neben den Energiestationen gibt es gut 100 weitere „Boxenstopps“, vom Hofcafé bis zum Museum. Je nach Neigung können Gruppen, Familien oder Radfahrer die Stationen beliebig kombinieren.


Strom für 265 Drei-Personen-Haushalte


Eine der Stationen ist der Hof Bahlmann in Kneheim bei Cloppenburg, ein Familienbetrieb mit Kälberaufzucht, Bullenhaltung und Ackerbau. Der Hof verbindet in nahezu idealtypischer Weise den touristischen wie informativen Ansatz des Projekts, kann sich der Gast doch in einem Privatmuseum über das Alltagsleben auf dem Lande informieren und nur ein paar Schritte weiter eine Windkraftanlage von innen kennenlernen. Bereits vor 18 Jahren hat Josef Bahlmann, der umtriebige Junior, die erste Anlage errichtet und anfangs noch skeptische Bankvertreter überzeugt. 60 Meter hoch ist die größere seiner beiden Anlagen, „heute ein Spielzeug“. Über all die Jahre lief sie störungsfrei und bringt eine Spitzenleistung von 600 Kilowatt. Zusammen produzieren seine beiden Windkraftanlagen so viel Strom, wie 265 Drei-Personen-Haushalte im Jahr verbrauchen. Stünde er heute noch einmal vor der Entscheidung, er würde nicht zwei, sondern gleich drei oder vier Anlagen bauen. „Man sollte den Strom dort produzieren, wo man ihn verbraucht“, ist Bahlmann überzeugt und hat sich gleich auch noch eine Photovoltaikanlage installiert. An Meinungsfreude fehlt es dem Hofbesitzer nicht: Gäste können mit ihm über technische Details ebenso diskutieren wie über Windgeräusche, Schattenschlag oder Einsparpotentiale im Haushalt.


Ob Sonne, Wind, Wasser, Holz oder Pflanzen – in dem Dreieck zwischen Bremen, Oldenburg und Osnabrück ist das ganze Spektrum regenerativer Energien vertreten. Ihr Anteil an der gesamten Stromerzeugung lag 2012 im Landkreis Vechta bei 48 und im Landkreis Cloppenburg bei 94 Prozent. Das Ziel des Bundes, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 auf mindestens 35 Prozent zu steigern – im Oldenburger Münsterland ist es bereits heute erreicht. Zugleich zeigen sich hier wie andernorts auch Begleiterscheinungen, die kontrovers diskutiert werden. Die Veränderung des Landschaftsbildes oder stark gestiegene Pachtpreise prägen die öffentliche Wahrnehmung.


Landwirte teilen Kritik


Eine Kritik, die die Landwirte mitunter sogar teilen, und doch ist ihnen gerade das medial vermittelte Bild häufig zu einseitig. Da würde er das ein oder andere gern geraderücken, sagt zum Beispiel Hans Huster-Klatte aus Lastrup. Pferdezucht, Schweinemast und „ein bisschen Pferdepension“ sind die wirtschaftlichen Standbeine des Familienbetriebs. 2011 ist eine Biogasanlage dazugekommen. Am Tag wandern etwa 24 Tonnen Mais und 18 Tonnen Gülle in die Anlage. Der so gewonnene Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist. Die Wärme geht an eine örtliche Wurstfabrik, ein Möbelhaus und 21 Haushalte. „Die Wertschöpfung bleibt hier und die Leute haben Arbeit“, freut sich der 59-Jährige.


2,3 Millionen Euro hat Huster-Klatte in die Anlage gesteckt, eine Investition, die sich nach 12 Jahren amortisiert habe. Wichtig sei, dass die Anlage gut ausgelastet ist, auch dürfe der Mais nicht zu teuer werden. „60 Hektar haben wir selbst, 120 Hektar kaufen wir zu.“ Die Flächen liegen in einem Umkreis von fünf Kilometern. Land zugepachtet hat er kaum. Bei seiner Führung beantwortet Huster-Klatte geduldig jede Frage, auch die, ob die Plane auf einer Biogasanlage immer grün sein müsse: „Nein, muss sie nicht.“


Eine „kritische Meinungsbildung“ liegt auch im Interesse der Landwirtschaftskammer. Wenn die Hofbesitzer die Umstände der Energieerzeugung vor Ort differenziert darstellen, dann, so die Hoffnung, wächst auch das Verständnis für die Rolle der Landwirtschaft. Der „Frischehof“-Besitzer Joachim Lüske aus Stapelfeld beispielsweise macht bei „Land mit Energie“ mit, weil er es wichtig findet, „dass die Bevölkerung weiß, wie heute tatsächlich Energie vor Ort produziert wird“. Und Heinz-Josef Burhorst aus Dinklage, der 23 Häuser über eine Holzhackschnitzelanlage beheizt, sieht nicht nur individuelle Vorteile. „Wir müssen weg von Gas und Öl, wir müssen CO2-neutral heizen. Es kann nicht angehen, dass wir in ein oder zwei Generationen die Erde plündern.“


Vorzeigeprojekt für andere Regionen


„Wenn wir die Energiewende wollen, brauchen wir eine hohe Akzeptanz der Bürger“, sagt Olaf Lies, der Niedersächsische Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Lies hält „Land mit Energie“ für ein „Vorzeigeprojekt“, das die Chance habe, weit über die Grenzen des Oldenburger Münsterlandes hinauszustrahlen. Zu den Förderern des Modellprojekts gehören das Land Niedersachsen, die EU und die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe. Die Ergebnisse sollen ineinem Handlungsleitfaden aufbereitet und anderen Regionen zur Verfügung gestellt werden.


Wolfgang Stelljes




Weitere Infos:


Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Rita-Maria Conradt

Telefon 0441/801-811

Rita-Maria.Conradt@LWK-Niedersachsen.de



Der Besuch von Energiestationen kann gebucht werden beim



Verbund Oldenburger Münsterland e.V.

Telefon 04441/9565-16

boecker@oldenburger-muensterland.de

www.land-mit-energie.de



Hilfreich bei der Planung ist „Das Energiebündel“, eine 78-seitige Broschüre mit herausnehmbarer Routenkarte, in der das Projekt und die einzelnen Stationen näher beschrieben sind. Sie kann kostenlos über den Verbund Oldenburger Münsterland bezogen werden.












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