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Deutsche Gans am Ende?

Billige Importgänse aus Polen und Ungarn machen Landwirten zu schaffen

Aufgrund der geringeren Aufzucht von Gänsen und der Inflation kostet das Kilo im Handel aktuell 18 bis 22 €. Den wenigen Gänsehaltern macht nun billiges Fleisch aus Osteuropa das Leben schwer.

Lesezeit: 3 Minuten

Der Martinstag und Weihnachten stehen vor der Tür. Privatkunden, aber auch die Gastronomie fragen derzeit wieder verstärkt Gänse nach.

„Die Nachfrage läuft super“, sagte Chris Steckel vom gleichnamigen Geflügelhof im südniedersächsischem Gladebeck gegenüber dem Landvolkverband. Er hofft auf einen guten Absatz seiner 5.000 Gänse, die er nun nach und nach schlachtfrisch auf den Wochenmärkten in der Region Göttingen und im Direktverkauf anbietet.

Ungekennzeichnetes Billigfleisch drängt auf deutschen Markt

Weniger euphorisch blickt hingegen Iris Tapphorn aus Lohne in die Zukunft der Gänsebranche insgesamt. Nicht nur die von Amts wegen im Jahr 2021 angeordnete Keulung ihres Gänse-Bestandes inklusive der defizitären Erstattung aufgrund der Vogelgrippe sowie die politischen Rahmenbedingungen mit ihren Auflagen machen der 40-jährigen Gänsezüchterin zu schaffen.

„Wenn weiterhin Fleischteile von Stopflebergänsen ungekennzeichnet zu Dumpingpreisen ins Regal kommen, dann sehe ich für die gesamte Gänsehaltung in Deutschland ein Problem. Viele Kunden würden diese Ware nicht kaufen, wenn sie das wüssten“, erklärt sie gegenüber dem Landvolk-Pressedienst und sieht die Politik in der Pflicht, hier für faire Handelspraktiken zu sorgen.

Knappheit treibt Preis auf bis zu 22 €/kg

Aktuell werden im Handel und somit teilweise auch in der Gastronomie laut Dieter Oltmann von der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW) die tiefgefrorenen Gänse aus dem letzten Jahr abverkauft. Aufgrund der geringeren Aufzucht von Gänsen in den letzten beiden Jahren und der damit ausgelösten Verknappung deutscher Gänse sowie der inflationsgetriebenen höheren Preise im Handel mit 18 bis 22 €/kg herrschte vergangenes Jahr beim Kauf der Martins- bzw. Weihnachtsgans eine gewisse Zurückhaltung.

Oltmann sieht aktuell keine große preisliche Änderung zum vergangenen Jahr. Mit einem Eigenversorgungsanteil von gerade einmal 18 % stünden nur wenige deutsche Gänse dem Markt zur Verfügung. „Das bedeutet, dass der Löwenanteil der Nachfrage im Handel mit Import-Gänsen aus Ungarn und Polen gedeckt wird. Am Ende werden die beiden Länder wieder einen enormen Preisdruck ausüben“, ist sich Oltmann sicher.

Handel schaut nur auf den Preis

Davon ist auch Iris Tapphorn überzeugt. Diese ausgeübte Marktmacht im Lebensmitteleinzelhandel sowie die uneinheitliche EU-Kennzeichnungspflicht für Gänseprodukte ärgert sie: „Die Stopfleberproduktion aus dem Ausland muss klar als Qualzucht gekennzeichnet werden, damit der Verbraucher auf einem Blick erkennen kann, ob er eine Gans aus einer Qualhaltung kauft oder eine deutsche artgerecht gehaltene Weidegans erwirbt“, fordert Tapphorn immer wieder in Gesprächen mit Politikern auf allen Ebenen.

„Doch keiner traut sich Entscheidungen gegenüber dieser großen Lobby zu treffen, sodass wir Gänsehalter, denen das Tierwohl und die Nachhaltigkeit am Herzen liegen, das Nachsehen haben“, erklärt sie die schwierige Lage. „Nur weil ich die Gans im Ganzen – also alle Bereiche von der Elterntierzucht, EU-Brüterei, Aufzucht, Mast, EU-Schlachterei bis hin zur Federverarbeitung – vermarkte und zusätzlich auf das Standbein Agri-PV setze, bin ich optimistisch für die Zukunft“, zeigt Tapphorn die Probleme in der EU-Handelspolitik auf.

Sie versucht Synergien zu nutzen und verkauft ihre 4.000 Tiere mit einem Preis von 16,50 €/kg. Aktuell verkauft auch sie noch Restbestände aus dem vergangenen Jahr, da sie nicht bereit war, ihre qualitativ hochwertigen Gänse zu Dumpingpreisen auf den Markt zu bringen.

Chris Steckel hingegen konnte seine Gänse im vergangenen Jahr alle verkaufen. „Ich habe eine tolle Kundschaft, die zu unserem guten, regionalen Produkt und zu mir steht. Meine Kunden sind bereit, den Preis von 14,90 € pro Kilogramm zu zahlen und können so guten Gewissens die Martins- oder Weihnachtsgans genießen“, sieht der 48-jährige Geflügelhalter die Vorteile regionaler Vermarktung, trotz gestiegener Lohnkosten.

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