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In Zukunft nur noch weiße Legehennen?

Geflügelhalter setzen vermehrt auf weiße Legehybriden. Welche Gründe das hat und worauf Züchter jetzt ihr Augenmerk legen.

Lesezeit: 5 Minuten

Wieso entscheiden sich Legehennenhalter derzeit eher für weiße Legehybriden? Wir haben bei Teun van de Braak, Direktor weltweit für den technischen Service des Zuchtunternehmens Hendrix-Genetics, nachgefragt.

Herr van de Braak, welche Vorteile hat ein weiß befiedertes Huhn gegenüber einem braunen?

van de Braak: Da gibt es einige. Weiße Lege­hennen können länger gehalten werden, das liegt zum einen daran, dass sie eine flache Eigewichts­kurve aufweisen und gleichzeitig lange auf hohem Niveau legen. Bei diesen Hennen tritt wenig Kannibalismus auf und das Federkleid bleibt deshalb sehr lange intakt. Weiße Hennen nutzen die gesamte Voliere besser als braune und es gibt weniger Bodeneier, weil sie besser ins Nest finden. Weiße Hennen halten auch mehr Abstand zuein­ander, so kommt es nur sehr selten dazu, dass sich viele Tiere aufeinanderstapeln und einige erdrücken. Große Farmen mit vielen Tieren arbeiten gerne mit weißen Tieren, weil auch Fremdarbeiter besser damit zurechtkommen. Man könnte sagen, es gibt mehr Arbeitsglück mit weißen Hennen.

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Warum gelingt es nicht, diese Vorteile auch in braune Hennen hineinzuzüchten?

van de Braak: Wenn man sich die genetische Herkunft von weißen Hennen anschaut, sieht man, dass diese sich deutlich von braunen Hennen unterscheiden. Braune sind nämlich mehr mit den Masthähnchen verwandt. Wir können Merkmale bei weißen und braunen Hennen verbessern, die bestehende Lücke zwischen ihnen wird allerdings immer bestehen bleiben.

Inwiefern können weiße Hennen neben der häufig höheren Wirtschaftlichkeit auch bei der Nachhaltigkeit punkten?

van de Braak: Je nach Studie haben weiße Hennen einen um 5 bis 10 % geringeren CO2-Fußabdruck. Dies ist zum einen darin begründet, dass eine kleinere Henne einen geringeren Erhaltungsbedarf hat. Hinzu kommen eine bessere Futterverwertung, eine geringere Mortaliät und mehr Eier in der Legeperiode.

Für Geflügelhalter, die nach Anzahl der Eier bezahlt werden, züchten Sie die „Dekalb white“-Henne. Womit kann diese punkten?

van de Braak: Das Markenzeichen dieser Hennen ist das gleichbleibende Eigewicht in Kombination mit einer langen Legeperiode. Für ein Huhn sind ­M-Eier besser als größere und bedeuten mehr Tierwohl. Große Eier können einen Prolaps auslösen und in der Folge kommt es häufig zu Kannibalismus.

Schon heute liegt die angestrebte Leistung bei 500 Eiern in 100 Lebenswochen. Zukünftig peilen Sie mit der „Dekalb white“-Henne 600 Eier in 120 Wochen an. Welche Weichen stellen Sie dafür?

van de Braak: Wir richten unseren Fokus auf eine lange Lebensdauer der Hennen, die Durchhaltefähigkeit sowie eine optimale Entwicklungs- sowie Legeleistungskurve aus. Wichtig sind weiterhin eine gute Eischalen­qualität, gutes Verhalten und der CO2-Fußabdruck.

Legehennen sind Hochleistungstiere – gibt es dort überhaupt noch Verbesserungspotenzial?

van de Braak: Wir streben an, die Effizienz der Legehennen jedes Jahr um etwa 2 % zu erhöhen. Das heißt unter anderem mehr Eier, und dies­bezüglich gibt es tatsächlich noch deutliche Unterschiede zwischen Hennen der reinen Zuchtlinien, die wir nutzen können. Wir züchten allerdings nicht auf einen noch geringeren Futterverzehr.

Warum nicht? Das hat doch Einfluss auf die Effizienz.

van de Braak: Wir füttern unsere reinen Linien mit maximal 5 % Soja und vielen Beiprodukten. Wir gehen nämlich davon aus, dass das Futter in der Zukunft keine bessere Qualität aufweisen wird, vielleicht müssen wir die Tiere sogar ganz ohne Soja füttern. Hennen, die unter solchen Bedingungen selektiert wurden, kommen mit einer Mais-Soja-Ration sehr gut zurecht. Umgekehrt funktioniert das aber nicht.

Bei einer noch längeren Haltungsdauer wird die Bedeutung eines guten Gefieders immer wichtiger. Können Sie das fördern?

van de Braak: Wir beurteilen die Befiederung zum Zeitpunkt der höchsten Leistung und am Ende der Produktion. Das Federkleid steht in direkter Korrelation zur Darmgesundheit. Deshalb führen wir auch Projekte mit Futtermittelunternehmen durch, um die Auswirkungen verschiedener Futtermittel zu prüfen.

Viele Hennen weisen im Laufe der Legeperiode Verformungen und Brüche des Brustbeines auf. Müssen Sie dort nicht noch genauer hinschauen?

van de Braak: Wir fertigen CT-Scans des Brustbeines an. Allerdings hat die Zucht hier wenig Einfluss. Das Brustbein hat nämlich keine Funktion wie es das medulläre Knochengewebe hat, welches für den Kalciumstoffwechsel wichtig ist. Daher wird die genetische Selektion auf stärkere Brustbeine allein das Problem nicht lösen. Bei Frakturen spielen äußere Faktoren eine viel größere Rolle. Zu bedenken ist, dass ein größeres Ei im Legetrakt auf den Muskelmagen drückt und damit aufs Brustbein. Auch deshalb sind gleichbleibend mittelschwere Eier für das Tier von Vorteil.

Und wie kann bei 120 Haltungswochen die Schalenstabilität aufrechterhalten werden?

van de Braak: Das Potenzial dafür muss im Tier angelegt sein. Wir erfassen dazu die Bruchfestigkeit des Eies und den Aufbau der Schale. Zum Legebeginn empfehlen wir einen Kalzium­gehalt von etwa 3,2 % im Futter. Das stimuliert den Stoffwechsel der Tiere und wir haben noch etwas mehr Platz, um dem Futter Energie zuzufügen. Darauf ist die Henne beim Legestart an­gewiesen, weil sie gleichzeitig Körpergewicht zulegen muss. Ab der 32. Lebenswoche kann der Kalzium­gehalt auf 3,5 % erhöht werden.

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