Unser Autor: Prof. Dr. Gerhard Bellof, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Dieser Text ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin.
Vom Grünauslauf in der ökologischen Putenhaltung profitieren die Tiere, das hat jetzt eine umfangreiche Studie zur Bio-Putenhaltung mit den genetischen Herkünften B.U.T.6 (schnell wachsend) und Auburn (langsam wachsend) gezeigt.
Die Tiere beider Genotypen erreichten im Mobilstall mit Grünauslauf höhere Endgewichte als durchgehend im Stall gehaltene Puten, die ausschließlich Kraftfutter bekommen hatten. Zudem bildeten die Bio-Puten, denen Beifutter angeboten wurde – Grünfutter im Mobilstall oder Silage im Feststall –, bessere Schlachtkörper aus.
Aber Bio-Puten mit ausreichend Protein zu versorgen, fordert Putenhalter vor allem in der anspruchsvollen Aufzuchtphase stark heraus. Denn hochwertige Eiweißfuttermittel für die ökologische Geflügelfütterung – möglichst aus regionaler und nachhaltiger Herkunft – sind knapp.
Für die Putenmast ist Methionin die erstlimitierende Aminosäure. Putenmäster können sich zunutze machen, dass Geflügel seine Futteraufnahme energiebezogen steuert: Indem sie in den Alleinfuttermischungen den Energiegehalt absenken, nehmen die Puten mehr Futter auf. Somit lassen sich essenzielle Aminosäuren in den Mischungen – bezogen auf g Aminosäure/kg Alleinfuttermischung – sparen.
Diese Möglichkeiten hat die Studie in den unterschiedlichen Wachstumsabschnitten systematisch untersucht.
Vier Strategien in fünf Phasen
Für die Versuche wurden 1.344 männliche Eintagsküken der schnell wachsenden Herkunft B.U.T. 6 und der langsam wachsenden Linie Auburn eingestallt. Die Hähne wurden in fünf Phasen zu je vier Wochen mit nährstoffangepassten Alleinfuttermischungen gefüttert bis zum Mastende in der 19. Woche.
Die Phasen I und II galten als Aufzucht und die Phasen III bis V als Mast. Phase III dauerte nur drei Wochen.
Zugleich fand ein Vergleich dreier Haltungssysteme statt: Tiere lebten
- im Feststall mit ausschließlicher Kraftfutterversorgung
- in Stallhaltung mit zusätzlicher Vorlage von Grünfuttersilage und
- in Mobilställen mit Grünauslauf
Im Versuch waren vier verschiedene Fütterungsstrategien angelegt. Die Fütterungsgruppen erhielten unterschiedliche Futtermischungen mit abgesenkten Aminosäuren- Energiegehalten (AMEN-) und abgestuften Aminosäurengehalten.
In allen Fütterungsgruppen wiesen die Mischungen in der jeweiligen Phase identische Energiegehalte auf. Die Rohstoffe der Futtermischungen waren so gewählt, dass sie jeweils den Vorgaben einer 100-prozentigen Bio-Fütterung entsprachen. Als Eiweißkomponenten dienten:
- Erbsenproteinkonzentrat (78 % Rohprotein (XP))
- Erbsen (18 % XP),
- Rapskernkuchen (29 % XP)
- Rapskuchen (27 % XP)
- Sonnenblumenkuchen (45 % XP)
- Sonnenblumenkuchen (38 % XP)
- Sonnenblumenkuchen (30 % XP) sowie
- Sojakuchen (42 % XP) und Maiskleber (60 % XP).
Die proteinreichsten Produkte einer Rohstoffgruppe kamen in der ersten Aufzuchtphase zum Einsatz, also beispielsweise Erbsenproteinkonzentrat als Erbsenprodukt mit hohem Aminosäurengehalt. Diese wertvollen Rohstoffe wurden in der zweiten Aufzuchtphase und in den anschließenden Mastphasen schrittweise durch die entsprechenden Rohstoffe mit geringerem XP-Gehalt ersetzt.
Ergebnisse lassen keine Zweifel
In dem Versuch traten vergleichsweise geringe Verluste auf mit durchschnittlich 7,7 %. Die Verlustrate der Auburn-Tiere war mit 4,7 % statistisch gesichert niedriger als jene der B.U.T.6-Hähne mit 9,9 %. Die Leistungen der Tiere lagen durchgehend auf einem hohen Niveau.
Die Genotypen unterschieden sich eindeutig hinsichtlich aller relevanter Merkmale. So erreichten die B.U.T. 6-Hähne am Ende der 19. Woche ein Mastendgewicht von 19,8 kg, während die Hähne der Linie Auburn 14,0 kg erzielten. Die relativen Anteile wertvoller Teilstücke am Schlachtkörper lagen bei den beiden Genotypen aber auf gleichem Niveau (Tabelle 2).
Unter den untersuchten Haltungssystemen schnitten die Mobilställe mit Auslauf statistisch signifikant am besten ab. Das vorgeschriebene Raufutterangebot diente nicht nur zur Beschäftigung, sondern trug auch messbar zur Ernährung der Puten bei.
Sparsame Aufzucht möglich
Die verschiedenen Fütterungsgruppen unterschieden sich signifikant in den untersuchten Merkmalen. Am Ende der Aufzucht, am 56. Lebenstag, zeigten die Aufzuchtgewichte der vier Konzentratfütterungsgruppen einen direkten Zusammenhang zur Aminosäureversorgung (Tabelle 3).
In der anschließenden Mast glichen sich die Lebendmassen zwischen den Gruppen an. Tiere, die durchgehend auf einem hohen Niveau mit den empfohlenen 100 % essenziellen Aminosäuren versorgt wurden (Gruppe 1), unterschieden sich weder im Mastendgewicht noch im Schlachtkörpergewicht oder dem Brustgewicht von den Hähnen der Gruppe 3, welche zunächst in Phase I lediglich 80 % und in den Phasen II und III 90 % dieses Versorgungsniveaus erhielten.