„Ich weiß, dass Sie wegen letzter Nacht verängstigt sind“, begann Lütsch. „Aber ich möchte Sie bitten, noch eine weitere Nacht hierzubleiben, auch wenn Sie heute eigentlich nach Hause fahren wollten.“ Beide nickten, ohne etwas zu sagen. Astrid kam die Verlängerung ihres Aufenthalts nicht nur terminlich ungelegen, man sah ihr auch deutlich an, dass sie Angst hatte. Elsa hingegen war froh, denn so konnte sie noch länger dabei sein und das Rätsel um den Anschlag weiterhin lüften helfen. Soweit ihr das möglich war. (...)
Nach zwanzig Minuten Fahrt über verwaiste, schlecht befestigte Wege erreichte sie die alte Schule in Stapel und lenkte den Camper auf den Parkplatz. Niemand war hier. Der Himmel hatte sich verdunkelt, und der Regen fiel nun in grauen Schleiern, vom Wind getrieben, herab. Elsa stieg aus und lief zum Glockenturm der Kirche, in dem unten eine Art Schaufenster die Skulptur ausstellte. Sie wischte mit dem Ärmel über die regennasse Scheibe, um besser sehen zu können.
Es war eine imposante mannshohe Arbeit aus Holz, die aus drei Teilen bestand. Sie ging näher heran und betrachtete die Details. Da huschte die Spiegelung eines Schemens über die Scheibe, und Elsa fuhr erschrocken herum. Doch sie war allein. Nur ihr Camper stand im Regen. Sie lief zur Straße und sah nach links und rechts, aber auch hier war weit und breit keine Menschenseele.