Herr Friedrichsen, Prozessberatung ist Ihr Steckenpferd. Was genau ist das?
Friedrichsen: Wir begleiten die Landwirte dabei, schwierige Entscheidungen zu treffen oder Konflikte zu lösen. Diese können im Zuge der Hofübergabe entstehen, zwischen den Generationen oder mit Gesellschaftspartnern und Mitarbeitern auftreten. Deshalb schulen wir die Berater der Kammer darin, Konflikte möglichst im Vorfeld zu erkennen, um die Beratung so früh wie möglich anzubieten.
Warum fühlen sich so viele Landwirte überlastet?
Friedrichsen: Wachsen oder Weichen stellt viele Betriebe vor grundlegende Fragen. Auf einmal rücken Themen wie zunehmende Risiken, Mitarbeiterführung und Delegieren von Aufgaben in den Fokus. Auch die Fragen, wie das Umfeld auf Veränderungen reagiert und wie das Familienleben neben den zusätzlichen Aufgaben noch in den Zeitplan passt, gilt es zu klären.
Große Betriebe sind also gestresster?
Friedrichsen: Nein. Die grundlegende Frage ist: Wie passt die Veränderung zu meinem Lebensentwurf? Wer sich Aufgaben widmen muss, die nicht seinen eigenen Neigungen entsprechen, nimmt die Arbeit als Last wahr.
Gibt es eine Lösung für das Problem?
Friedrichsen: Ja, aber keine generelle. Die entscheidenden Fragen sind: Was ist mir wirklich wichtig? Was erfüllt mich, wofür brenne ich? Mit der Beantwortung dieser Fragen allein ist es nicht getan. Nur wer sich auch klar macht, wo er steht und was er will, kann sich entsprechend ausrichten. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber häufig genügt schon ein kleiner Denkanstoß, um neue Wege zu finden.