Sarah Wiener
Fernsehköchin, Biohof-Besitzerin & Uckermärkerin
Frau Wiener, Sie sind seit 5 Jahren Mitbesitzerin des „Gut Kerkow“ in der Uckermark. Hat der Hof Ihren Blick auf die Landwirtschaft verändert?
Wiener: Ja. Die Zeit hat mich sensibler gemacht. Ich sehe, wie herausfordernd Landwirtschaft tatsächlich ist. Ich bin demütiger geworden.
Sie halten 100 Fleischrinder. Wie fühlen Sie sich, wenn die Tiere zum Schlachter gehen?
Wiener: Wer Fleisch essen will, muss Tiere töten. Leider. Beim Schlachten habe ich schon als Kind zugeschaut und für arte selbst Geflügel geschlachtet. Entscheidend ist, wie ich die Tiere behandle, welches Leben sie hatten.
Wie viel Fleisch essen sie selbst?
Wiener: Wenig. Ich finde, mit Gemüse und Getreide kann man viel kreativere Gerichte kochen, als ein Steak zu braten. Wir wissen, dass unser Fleischkonsum wertvolle Ressourcen zerstört. Ich sage nicht, man soll kein Fleisch essen oder keine Milch trinken. Es ist ein Privileg, das selbst entscheiden zu dürfen. Ich hätte selbst gerne eine Milchviehherde. Aber müssen es wirklich jeden Tag 300 g Fleisch sein?
Wie sehen Sie die konventionelle Landwirtschaft?
Wiener: Kritisch. Gerade bei den Konventionellen ist es ja viel offensichtlicher, dass wir ein Ressourcenproblem haben. Die Frage ist doch: Was wollen wir? Nicht als Bauern, sondern als Großeltern. Das ist entscheidender als der vom Welthandel getriebene Preis. Manch einer ist lieber wütend, als Gemeinsamkeiten zu suchen. Dabei bin ich überzeugt, die Städter möchten die Bauern zum Freund haben. Nicht zum Feind. Umgekehrt ist es sicher genauso.
Was ist für die Zukunft wichtig?
Wiener: Gemeinsame Wege. Auch bei den Ökobauern ist noch nicht alles perfekt. Der Fokus muss sich von Gewinnmaximierung zu Naturschutz, Tierwohl, Arbeitsbedingungen und einem Auskommen ohne Subventionen verlagern. Ich sehe oft, dass kleine Betriebe Absatzwege unterstützen, die sie die Existenz kosten. Dabei sind gerade diese Höfe ungebundener, haben ein hohes Innovationspotenzial. Das gilt es zu erkennen und clever zu nutzen. Zusammen sind die Kleinen stressresistenter.
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