Daniel Diehl
Arztsohn, Bodenkundler & Erklärbär
Herr Diehl, vom Arztsohn zum Bodenexperten – wie geht das?
Diehl: Indem man nicht zum Medizin-Studium zugelassen wird. Mein Onkel hatte Agrar studiert und mich auf die Idee gebracht, einfach mal eine Vorlesung zu besuchen. Ich war direkt begeistert und die Bodenbiologie hat mich besonders gepackt.
Wie sieht Ihr Alltag heute aus?
Diehl: Es gibt keinen. Im letzten Jahr war ich viel in Schulen. Aber meine Arbeit ist projekt- und spendenabhängig. Ich weiß jetzt noch nicht, was ich in sechs Monaten mache.
Sind Sie also hauptsächlich in Schulen?
Diehl: Nein, nicht nur. Ich mache auch Ausstellungen, z.B. beim ‚Langen Tag der Stadtnatur‘ in Berlin. Ich gebe Workshops für angehende Lehrer, für Landfrauen und auch für Landwirte, die z.B. mit Schulen zusammenarbeiten wollen. Da stelle ich unter anderem einige Methoden wie das Wurzelfenster vor. Außerdem bin ich mit meinen Bodenproben in Kürze auf dem Kirchentag in Dortmund.
In Ihrem Keller stehen unzählige Kisten mit Erde. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Kollektion?
Diehl: Da kam mit den Jahren immer mehr dazu. Sie sollten mein Auto sehen! Ich habe immer einige Kisten und einen kleinen Spaten dabei – falls ich interessante Böden sehe. Mittlerweile sind es über 100 Proben. Im Unterricht können die Kinder sie fühlen und daran riechen. Über das Slow-Food-Netzwerk haben mir außerdem Freunde und Kollegen aus der ganzen Welt Gläser mit Erde mitgebracht. Zum Beispiel Schwarzerde aus Russland. Meine Lieblingserde stammt aus Ramallah. Als sie noch frisch war, hat sie nach Kräutern gerochen.
Wie sieht ein guter Tag für Sie aus?
Diehl: Vor Kurzem habe ich mit einer schwierigen Berliner Schulklasse Wurzelfenster gebastelt. Das sind Schaukästen mit einer Plexiglasscheibe. So sehen die Schüler, wie die Wurzeln einer Bohnenpflanze wachsen. Am Ende haben sie darum gebettelt, den Schlüssel für das Klassenzimmer zu bekommen, um die Entwicklung der Pflanze zu beobachten. Wenn ich diese Art von Begeisterung wecken kann, dann habe ich alles erreicht.
katharina.meusener@topagrar.com