Marianus von HörstenLandwirtssohn, Spitzenkoch & Vorreiter
Herr von Hörsten, Sie sind Landwirtssohn und Koch. Haben Sie einen anderen Bezug zu Lebensmitteln als Ihre Berufskollegen?
von Hörsten: Als Junge vom Demeter-Hof habe ich insgesamt einen ganz anderen Blick auf die Welt. Das hört lange nicht bei der Wertschätzung für Lebensmittel auf.
Wie meinen Sie das?
von Hörsten: Im Moment ist Nachhaltigkeit schick. Aber Läden, die stolz die Möhren aus der Uckermark auf den Teller bringen und den Koch mit 1 100 Euro nach Hause schicken, haben das Prinzip meiner Meinung nach nicht verstanden. Für mich beginnen „Ressourcen“ beim Menschen. Am Wochenende ist unser Restaurant z.B. geschlossen. Außerdem verdient jeder mindestens 11 Euro die Stunde. Klar entgeht mir damit viel Gewinn. Aber den Weg, den die Gastronomen vor mir eingeschlagen haben, weiterzugehen, wäre nur blinder Irrsinn.
Arbeiten Landwirte nachhaltig?
von Hörsten: Nein! Die Bauern machen gerne den Markt dafür verantwortlich, dass sie so intensiv ihre Felder bewirtschaften und die Tierhaltung immer fragwürdiger wird. Aber dem Markt die Schuld zu geben, ist zu einfach. Am Ende entscheide ich, wie ich arbeite und worauf ich Wert lege.
Natürlich könnte ich mehr verdienen, wenn ich im Großhandel einkaufe, die Stühle in China bestelle und meine Leute schlecht bezahle. Aber was würde ich so wirklich gewinnen?
Verstehen ganz normale Verbraucher überhaupt Ihren Wertegedanken?
von Hörsten: Wenn so viele Menschen im Überfluss aufwachsen, dann ist es natürlich bequem, sich jetzt hinzustellen und zu behaupten: ‚Keiner weiß die Dinge mehr zu schätzen.‘ Ja wie sollen sie denn ein Gefühl für Werte entwickeln, wenn überall nur Überfluss herrscht?
Was tun Sie dagegen?
von Hörsten: Wir kochen ohne Kompromisse nach Saison. Tomaten gibt es nur im Juli und August. Punkt. Von den Bauern wünsche ich mir dasselbe. Denn wenn sie lieber weitermachen wie bisher, sind sie augenscheinlich mit der aktuellen Lage zufrieden. Wie sehen Sie das Thema? Schreiben Sie uns: landleben@topagrar.com