Linda Bock Volleyballspielerin, Olympia-Anwärterin & Landwirtsenkelin
Frau Bock, vom Dorfverein in die erste Volleyballbundesliga und in die Nationalmannschaft. Ein Kindheitstraum?
Bock: Als ich mit zehn angefangen habe, bei uns in Velen im Verein zu spielen, war Spaß meine einzige Motivation. Dass ich schon mit vierzehn für die Jugend-Nationalmannschaft spielen würde, hätte ich nie gedacht. Die Entscheidung, nach dem Abi in den Leistungssport zu gehen, war gut durchdacht. Jetzt trainieren wir, um uns für Olympia 2024 zu qualifizieren. Die diesjährige Quali haben wir nur ganz knapp verpasst.
Sie haben als Kind viel Zeit auf dem Hof Ihres Großvaters verbracht. Wie haben Sie den Hofalltag miterlebt?
Bock: Wenn ich am Wochenende oder unter der Woche dort war, bin ich ganz selbstverständlich immer zuerst in den Stall gegangen, morgens auch, um beim Füttern der Schweine zu helfen. Als dann die Entscheidung fiel, die Tierhaltung aufzugeben, ging mir das richtig nahe. Meine drei Cousins sind wie Brüder für mich. Wir haben auf dem Hof viel Mist gebaut und dafür auch oft Ärger bekommen. Beide, mein Opa und auch mein Onkel, können ihre Meinung stark vertreten. Daran bin ich gewachsen. Ich übertrage das auch auf den Sport und kann gut damit umgehen, wenn der Trainer z.B. nach einer Niederlage aufbrausend wird.
Hat das Hofleben Sie noch in anderer Weise beeinflusst?
Bock: Die Tür bei meinen Großeltern stand immer offen. Dadurch ist es für mich auch einfach, offen auf andere zuzugehen. Außerdem war ich als Kind beispielsweise beim Umgang mit den Tieren hin und wieder mit gefährlichen Situationen konfrontiert. Vom Hofleben habe ich daher sicher eine innere Gelassenheit mitgenommen.
Ist Ihre Karriere ein Vollzeitjob?
Bock: Ja, ich bin jeden Tag in der Sporthalle. Morgens und abends ist Training. Dazu kommen, soweit Corona es wieder zulässt, die Bundesligaspiele. Natürlich verdiene ich nicht so viel wie ein Fußballprofi, aber ich kann von meinem Sport leben. Mit einer Teamkollegin wohne ich in einer WG, der Verein stellt mir zusätzlich noch ein Auto. Diese Karriere habe ich mir aufgebaut. Wie es danach weitergeht, entscheide ich, wenn mein sportlicher Weg zu Ende ist.
Stand ein Berufseinstieg in die Agrarwelt je zur Debatte?
Bock: Ich habe ihn nach dem Abi in Erwägung gezogen. Eine Schulfreundin von mir hat das Agrarstudium gemacht. Da wollte ich mich erst anschließen. Aber auf dem Hof zu sein, das ist mein Familienleben. Da passt ein Job für mich nicht hinein. Wie es mit dem Leistungssport weitergeht, hängt stark von Olympia ab. Einfach mit meiner Familie, meinem Freund und dem Hund durch die Felder zu spazieren, vermisse ich aber schon.
katharina.meusener@topagrar.com