Brandenburger Urgestein, Regionalmanagerin & Netzwerkerin
Frau Körmer, Sie sind Regionalmanagerin des Bezirks Märkische Seen. Welche Rolle spielt die Landwirtschaft bei Ihrer Arbeit?
Körmer: Sie steht oben auf der Liste – wenngleich nur 4% der brandenburgischen Einwohner in der Branche arbeiten. Zum einen wollen wir verhindern, dass sich die Fronten zwischen Klein- und Agrarbetrieben verhärten. Zum anderen wollen wir die Akzeptanz für Landwirtschaft und das Bewusstsein für die Leistungen unserer Betriebe erhöhen, z.B. indem Landwirte über kulturelle Aktivitäten mit Verbrauchern ins Gespräch kommen.
Ihre Region liegt an der Grenze zu Berlin und erfährt seit einigen Jahren vermehrt Zuzug. Warum?
Körmer: Landleben wird wieder stärker nachgefragt – erst recht durch Corona. Eine Studie aus Berlin zeigt: Es sind vor allem Mittdreißiger, die ihr Großstadt-Leben hinter sich lassen und, teils mit Landwirtschaftsstudium im Gepäck, auf 2 ha Acker Gemüse anbauen. Auch wenn das nach Landidylle klingen mag, sollte man dieses Bekenntnis zum ländlichen Raum wertschätzen.
Bekenntnis schön und gut. Aber birgt das nicht auch Konflikte?
Körmer: Diejenigen, die sich morgens um 5 Uhr am Treckerlärm stören, haben kein realistisches Bild vom Leben auf dem Land. Schwierig ist es auch, die verschiedenen Ansprüche an unsere Region zu vereinbaren: Einerseits soll sie Energie liefern und landwirtschaftliche Qualitätsprodukte erzeugen. Andererseits gehen durch Siedlungsdruck Flächen verloren; die Region soll Naherholungsgebiet bleiben und auf Autos verzichten. Aber das Dorf ist ja nicht nur Anspruchsraum. Hier wollen Menschen Lebensqualität genießen.
Wo drückt zurzeit noch der Schuh?
Körmer: Wir stehen vor einigen großen Fragen, z.B. wie gehen wir mit dem Klimawandel um? Was bringt die Ansiedlung des Automobilherstellers Tesla mit sich? Wie schaffen wir gute Lebensbedingungen für die alternde Gesellschaft?
Mit wem arbeiten Sie zusammen, um die Region voranzubringen?
Körmer: Gemeinsam mit dem Vorstand unserer LEADER-Aktionsgruppe und vielen Menschen in der Region haben wir unsere neue Entwicklungsstrategie erarbeitet. Ziel ist es, Projekte zwischen der öffentlichen Hand, also Landkreisen oder Kommunen, und Wirtschafts- und Sozialpartnern wie Vereinen und Gremien anzustoßen.
Vom Land fürs Land
Langeweile? Nie!
Grit Körmer ist fest in der Region verwurzelt, die sie managt. Ihre Aufgaben verändern sich ständig – umso wichtiger, auf dem Laufenden zu bleiben, täglich die Lokalzeitung zu studieren und sich vor Ort zu erkundigen.
Ihr Kontakt zur Redaktion:melanie.suttarp@topagrar.com
Grit Körmer