Haben Sie Geduld mit sich, auch wenn dies an bestimmten Punkten fast gar nicht machbar erscheint. Sagen Sie sich z.B: „Jetzt gebe ich bis zum nächsten Samstag oder bis Ende November Ruhe.“ Die Wiederannäherung und Versöhnung zwischen Menschen, die sich sehr nahe standen, ist ein langer Prozess. Er gelingt nicht problemlos oder über Nacht.
Vor allem wenn die Verletzungen und das Misstrauen tief sind, braucht es Zeit und vielleicht auch die professionelle Hilfe durch einen Seelsorger oder Psychologen. Dieser kann einen Menschen dabei begleiten, dass nach und nach alle Gefühle wie Wut, Hass, Rache und Trauer ans Licht kommen und der Betroffene seinen Weg aus der Opferrolle heraus findet.
In vielen Bauernfamilien hilft es, dass ein Mediator mit an den Tisch kommt. Er ist dann eine Art „Dirigent“, er moderiert die Gespräche zwischen Alt und Jung, übernimmt aber keine Partei. Oft finden Familien so zu Klarheit zurück und es wird deutlich, welcher „Zündstoff“ immer neuen Streit bedingt. Doch: Auch hier ist Langmut gefragt. Oft sind es drei bis sechs Gesprächsrunden, jeweils im Abstand von mehreren Wochen.
Zudem bleiben Narben zurück. Und unbestritten ist: Es mag Verletzungen geben, bei denen Vergebung niemals möglich sein wird, z.B. Missbrauch.