Hof-Besuche, Gespräche, Trauercafés: Doris Greijdanus-Janssen gibt Hinterbliebenen Halt.
Eine gemütliche Wohnküche im niedersächsischen Norden. In der Mitte des Esstischs steht das Kaffeegeschirr, rechts liegen Stoffsterne und -bärchen sowie „Kraft“-Ketten. „Das sind Bastelarbeiten, die bei der Begleitung von Trauernden entstanden sind. Manchen Hinterbliebenen hilft es, kreativ zu werden. Etwas zu tun, gibt ihnen das Gefühl, wieder Macht übers Leben zu erlangen“, sagt Doris Greijdanus-Janssen. Seit zwölf Jahren unterstützt sie Menschen jeden Alters, die mit Verlust umgehen müssen. Warum? Weil sie selbst genau weiß, wie sich das anfühlt.
Kurz vor ihrem 30. Geburtstag verstarb ihr Bruder. Urplötzlich. Als sich die Trauer „etwas gesetzt hatte“, beschloss Doris Greijdanus-Janssen, sich mit ihr auseinanderzusetzen – erst als Sterbe-, dann als Trauerbegleiterin. Sie gründete u.a. ein Trauercafé, in dem sich Hinterbliebene austauschen.
Ihre Stelle im Pflegezentrum hat die Sozialpädagogin inzwischen auf sechs Wochenstunden reduziert. Hauptsächlich arbeitet sie auf dem Milchviehbetrieb der Familie, entlastet ihren Mann Hendrik und die Schwiegereltern. „Ich bin erst vor einigen Jahren hergezogen, habe aber schnell gemerkt, wie heilsam das Leben auf dem Hof sein kann – auch für Trauernde. Es erdet, ist mit Werden und Vergehen sowie Routinen verknüpft“, so die zweifache Mutter.
Im Herbst 2019, zum Abschluss ihres Bauernhofpädagogik-Lehrgangs, lud sie die neun Damen des Trauercafés erstmals auf den Hof ein. Nach einer coronabedingten Pause findet der nächste Besuch im Oktober statt: „Je nach Wetter werden wir im Garten sitzen, reden, Tee trinken und Rosinenbrot essen“, sagt die 42-Jährige. Neben den Trauercafés bietet sie Einzelgespräche an: „Danach brauche ich oft etwas Zeit für mich. Abwaschen geht, reden nicht.“ Ab Januar 2022 sollen ganze Coaching-Wochenenden hinzukommen.-ms-