Normalerweise fährt Elisabeth Doll einmal die Woche zum Grab auf dem nahe gelegenen Friedhof in Marnbach, Oberbayern. Hier wurden schon Generationen der Landwirtsfamilie bestattet. Hier musste Elisabeth Doll vor 15 Jahren auch ihre Tochter beerdigen.
„Sie war 20, als sie von uns ging. Seit ihrem Tod habe ich mir noch mehr Gedanken um die Gestaltung des Familiengrabs gemacht“, sagt die vierfache Mutter und ist kurz still. „Rot war ihre Lieblingsfarbe. Ich versuche immer, sie einzubringen.“ Außerdem hat die Familie ein Foto der jungen Frau auf dem Grabstein aus Granit anbringen lassen. Ein Bergkristall und ein Rosenkranz erzählen von Partner- und Freundschaft.
Es gibt Zeiten, da schafft Elisabeth Doll es nicht, das Grab regelmäßig zu besuchen. „Dann ist die Trauer zu nah“, sagt die 56-Jährige. Ebenso kann ihr Terminkalender dazwischenfunken: Die Hauswirtschaftsmeisterin organisiert Veranstaltungen, gibt Kochkurse und bietet Garten-Führungen an.
Doch gleichzeitig bedeutet es ihr viel, dass das Grab schön aussieht und gepflegt ist. Als ausgebildete Gartenbäuerin hat sie einige Ideen, um ihre Trauer-Auszeiten zu überbrücken. Sie hat eine pflegeleichte Bepflanzung gewählt und vermeidet Blumen, die man ständig ausputzen muss oder die mit Vorliebe von Schnecken angefressen werden. „Außerdem wähle ich solche, die vormittags Sonne und nachmittags Schatten vertragen. Unser Grab ist nach Osten ausgerichtet.“
Der hintere Teil ist mit Efeu bewachsen; an den Seiten stehen Purpurglöckchen. Vorne formen, je nach Jahreszeit, Narzissen, Fuchsien und Impatiens einen Halbkreis, oft ein Kreuz. In der kommenden Woche möchte die Kräuterpädagogin bunte Salbeiarten, Heiligenkraut und Gräser pflanzen. Sie ist immer dankbar, wenn eine Grabnachbarin an heißen Tagen für sie mitgießt. -ms-