…sagt Heidi Behringer (64) über ihren älteren Bruder mit Behinderung.
Adolf ist mit dem Down-Syndrom zur Welt gekommen. Als Erwachsener hat er 33 Jahre lang bei mir und meiner Familie gelebt, auf unserem Hof in Murg, Baden-Württemberg, mit Pferden, Hühnern, Schafen und Hasen – das heißt, eigentlich hatte Adolf nur Augen für Katze „Tigerle“, die sogar in seinem Bett schlafen durfte.
Adolf, den ich schon als Kind verteidigt habe, ist 2018 verstorben, nach drei Jahren schwerster Demenz, Epilepsie und Lähmung. Die Zeit mit ihm war nicht immer leicht, häufig auch kräftezehrend. Vor allem was Behördengänge, die Pflegesituation und die Beschaffung von Hilfen anging. Aber, ich möchte keinen Tag missen.
Ein Beispiel aus unserem Alltag: Adolf hatte große Probleme mit den Zähnen, oft zu schnell gegessen und sich dadurch über den Esstisch erbrochen. Ich geriet in einen wahnsinnigen Zwiespalt. Denn eigentlich wollte ich, dass die ganze Familie zusammenkommt, aber unsere vier Kinder sagten mir, es ginge nicht mehr.
Nach einem Gespräch mit der Leiterin der Behindertenwerkstatt, in der Adolf täglich arbeitete, beschloss ich schweren Herzens: Er würde alleine in seiner kleinen Wohnung auf dem Hof essen und ich mit einem Kaffee danebensitzen. Dort aß er deutlich besser.
Heute denke ich: Adolf hat mir viel beigebracht. Ich kann mich noch besser in Menschen mit Behinderungen einfühlen. Auch deshalb führe ich auf dem Hof tiergestützte Therapie unter anderem mit unseren Pferden durch.