„Jetzt bin ich hier der Chef!“ Ein wichtiges und oft problematisches Thema auf den Höfen ist die Übergabe. Zwischen 50 und 60 Jahren tritt die ältere Generation – im biologischen wie im übertragenen Sinne – in die Phase der „Wechsel-Jahre“ ein. Diese Zeit macht nachdenklich. Vertrauen in die junge Generation wäre ratsam.
Für viele Seniorinnen und Senioren zeigt sich aber genau dann, welche Leichen sie im Keller haben: All die Kränkungen und Verletzungen aus Kindertagen; das fehlende Vertrauen der Eltern damals, als man selbst den Betrieb übernahm; das Misstrauen vom Partner; die nicht erreichten Lebensziele. Und dann?
Die Unversöhntheit türmt sich auf. Der Groll, mit dem eigenen Leben nicht im Reinen zu sein, lastet schwer auf Körper und Seele, dem Lebensgefühl insgesamt. Denn: Die Seele sucht sich immer ihren Weg in den Körper und in die Beziehungen im Alltag. Manch einer bekommt Rücken- oder Schulterschmerzen. Ein anderer kann seiner Schwermut nicht mehr entfliehen. Auch Sucht, z.B. Rauchen und Trinken, oder Burnout und Depression entstehen in solchen Situationen.
Nicht selten ziehen sich die Betroffenen, in diesem Beispiel die Senioren, zurück. Sie verlieren den Anschluss an die Gemeinschaft, z.B. ihren gewohnten Freundeskreis. Oder sie entwickeln aufgrund ihrer inneren Zerissenheit fiese und hässliche Verhaltensweisen, sodass sie niemand mehr besuchen oder mit ihnen in Kontakt stehen möchte.
Hier trifft das schlichte Sprichwort zu: „Wer nachträgt, hat viel zu tragen.“ Und manchmal sind die Lasten einfach zu schwer.