Ein steifer Hals, ein Ziehen in der Schulter, Schmerzen im Rücken: Physiotherapeutin Annaly Pritschau erklärt, wie es zu Muskelverspannungen kommt und was man dagegen tun kann.
Ich hab Nacken.“ Oder: „Mein Rücken macht schon wieder Probleme.“ Mit Verspannungen haben viele Menschen zu kämpfen – auch Landwirtinnen und Landwirte, die einen großen Teil des Tages draußen verbringen.
Immer gleiche Bewegungen und Fehlbelastungen gelten als häufigste Ursachen für Verspannungen. Anders ausgedrückt: Tätigkeiten, bei denen der Körper wenige bis keine Bewegungen ausführen darf, sondern einfach halten muss. Experten sprechen in diesem Zusammenhang auch von „Zwangspositionen“.
Verspannungsfalle hof?
Nehmen wir das Sitzen auf dem Trecker: Die halbhohe Rückenlehne des Fahrersitzes verleitet viele Bauern dazu, in sich zusammenzusacken. Will man über die Lehne hinweg nach hinten schauen, dreht man den Oberkörper wiederholt in eine bestimmte Richtung.
Und: Beim Betätigen des Joysticks neigt die Mehrheit dazu, vom Hals abwärts seitlich einzuknicken. Während der Fahrt steht dann der rechte Fuß, im Gegensatz zum linken, die ganze Zeit unter Spannung. Nicht umsonst spricht man vom „Gasfuß“.
Die Arbeit mit den Tieren kann ebenso zu Verspannungen führen: Wer in einem alten Melkstand ohne ausreichende Stehhöhe immer wieder anmelken und ansetzen muss, dem wird die vornüber gebeugte Haltung rasch zu schaffen machen. Ganz ähnlich verhält es sich im Schweinestall: Permanent gebückt und somit anfällig für Schmerzen ist, wessen Treibebrett nicht der eigenen Körpergröße entspricht.
Dauerbelastungen verursachen schmerzen
Bewegung funktioniert über das Zusammenspiel von Muskulatur und Gelenken. Indem die Muskeln sich anspannen und kürzer werden, bewegen sie die Gelenke. Aber: Muskeln, die man dauerhaft anspannt und nur selten wieder in die Länge zieht, etwa durch die Gegenbewegung in die andere Richtung, werden nicht richtig durchblutet. Sie bekommen zu wenig Sauerstoff. Die Folgen: Eine Stoffwechselstörung im Gewebe. Verhärtete Muskeln. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Womöglich eine dauerhafte Schonhaltung.
Das kann Helfen
Verspannungen kann man auch bei der Arbeit entgegenwirken. Grundsätzlich gilt: In Bewegung bleiben. Vermeiden Sie zudem einseitige Belastungen und wechseln Sie häufig Ihre Position. Um die obere Extremität, vor allem den Bereich der Schultern, zu mobilisieren, haben wir außerdem einige Übungen für Sie zusammengestellt:
- Bevor es auf den Trecker geht: „Äpfel pflücken“. Im Wechsel mit den Armen möglichst weit nach oben greifen.
- In der Kabine: Schultern rückwärts kreisen lassen, auch einzeln. Die Bewegung langsam und ganz bis zum Schluss ausführen. Oder: Kopf zur Schulter neigen, dabei nicht drehen. Blick geradeaus und die gegenüberliegende Schulter runterdrücken. Für 30 bis 45 Sekunden halten.
- Vor der Stalltür: „Scheunentor öffnen“. Oberarme neben den Oberkörper, Ellbogen im rechten Winkel. Die Handflächen zeigen nach oben. Die Unterarme nach links und rechts öffnen und wieder zurückführen. Wichtig: Die Ellbogen am Körper lassen.
Mit den nachfolgenden Übungen, im Wechsel ausgeführt, können Sie Ihre Wirbelsäule aktivieren:
- Zwischen den Melkgängen: Seitneige. Im Stand mit je einer Handfläche den seitlichen Oberschenkel runterfahren. Alternative fürs Sitzen: Blick geradeaus und je einen Ellbogen neben dem Oberkörper Richtung Sitzfläche führen.
- Im Schweinestall: Rotation der Wirbelsäule. Arme auf Schulterhöhe vor dem Körper ausstrecken. Hände verschränken, dann den ganzen Oberkörper inklusive Kopf und Armen im Wechsel zu beiden Seiten drehen.
- Im Betriebsbüro: Beugen/Strecken. Entweder im Stehen oder im Sitzen einen Katzenbuckel machen. Dann die Arme ganz nach oben strecken und den Rücken nach vorne durchdrücken.
melanie.suttarp@topagrar.com