Etwas tun, das weiterbringt und sinnvoll ist – so stellte sich Friederike Messner aus Trossingen in Baden-Württemberg ihre Zeit nach dem Abitur vor. Durch einen Flyer in der Post wurde sie auf die Missionsarbeit der Organisation OM (Operation Mo­bilisation) aufmerksam. Sie unterhält das Schiff „Logos Hope“, eine schwimmende Buchhandlung mit einer 400 Personen starken Crew aus über 60 Ländern. Das Schiff steuert Häfen in der ganzen Welt an, u. a. um Bücher zu verkaufen. Zudem gehen die Missionare für verschiedenste Ak­tionen wie den Aufbau von Krankenhäusern, Besuche in Schulen oder freundschaftliche Projekte und Veranstaltungen an Land.

Weil man sich für das Leben auf See aber viel aneignen muss und man nach einem Jahr gerade angelernt ist, gehen die Missionare meist doppelt so lang an Bord. „Das war ein großer Schritt“, sagt Friederike Messner.

Im Flugzeug auf dem Weg in die Dominikanische Republik, in der die Logos Hope im Hafen lag, ging ihr vieles durch den Kopf: Ob das Schulenglisch gut genug ist, um sich zurechtzufinden? Wie sieht der Alltag aus, sobald es an Bord geht? „Ich war gerade 18 Jahre alt und schüchtern. Könnte ich zurück und mir einen Rat geben, würde ich sagen: Mach Dir nicht zu viele Sorgen. Wenn Du Dich traust, dann wird es richtig gut“, sagt die 24-Jährige heute. Auf ihr schwimmendes Zuhause stieß sie dann mitten in der Hurrikan-Saison. Noch bevor sie die Kabine bezog, die sie fortan mit drei weiteren Frauen teilen würde, lief das Schiff aus, um den Windböen zu entkommen.

Arbeit bei Wind und Wetter

Friederike Messner entschied sich, die Arbeitsgruppe auf dem Deck zu unterstützen. Hier lernte sie zu navigieren, Rost zu entfernen, Knoten, Schlaufen und ganze Taue zu knüpfen. „Eine besondere Aufgabe war es, die Rettungsboote aus Fiberglas zu flicken. Das war fast wie Kälberiglus reparieren“, sagt sie und schmunzelt.

Und auch sonst ist das Deck in ihren Augen der ideale Ort für Landwirtskinder: „Man ist den ganzen Tag an der frischen Luft, du bist immer auf das Wetter angewiesen und ständig passieren unerwartete Dinge. Außerdem gibt es viel instandzusetzen“, sagt sie. Doch die Herausforderungen, denen sie sich als „Deckie“ gestellt hat, geben ihr heute das Selbstbewusstsein, den Milchviehbetrieb ihrer Eltern zu übernehmen.

„Ich habe viel Gelassenheit und Gottvertrauen bekommen, kann die Dinge entspannt sehen, wenn es chaotisch läuft. Die Probleme der Menschen, denen ich unterwegs begegnet bin, sind viel grundlegender als die Diskussionen, die wir in Deutschland führen“, sagt sie.

Auch die Erfahrung, ein riesiges Schiff durch den Panamakanal gelenkt oder Pick-up-Trucks vom Boot mit dem Kran auf die Hafenkante gehoben zu haben, sind für Friederike Messner heute noch so präsent wie vor zwei Jahren.

„Der Abschied ist mir sehr schwergefallen“, verrät sie. Doch der Kontakt zur ehemaligen Crew besteht dank Whatsapp bis heute. „Ich hab jetzt Freunde auf der ganzen Welt.“