Dieser Artikel erschien zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Pädagogik und Landwirtschaft miteinander zu verknüpfen – das steht beim Hof Belke in Attendorn-Milstenau im Mittelpunkt. Schon seit 2008 bieten Belkes beispielsweise Jahreskurse an, bei denen Kinder privat einmal im Monat auf den Betrieb kommen. „Damals haben wir für derartige Kurse ein Kleingewerbe angemeldet“, erinnert sich Claudia Belke.
Mit Blick auf die anstehende Bildungspartnerschaft mit den vier Attendorner Grundschulen gründeten Wilhelm Belke und seine Frau im Jahr 2021 schließlich eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft (UG). Investitionen – beispielsweise in das Gewächshaus – laufen über die Landwirtschaft. „Kommt das Gewächshaus für pädagogische Angebote zum Einsatz, zahlt die UG eine Nutzungsgebühr an den landwirtschaftlichen Betrieb“, erläutert Wilhelm Belke.
Wohngruppe auf dem Hof
Wilhelms Vater Josef führte den Hof ursprünglich als klassischen landwirtschaftlichen Betrieb mit Schweinen im geschlossenen System. Aufgrund seines Bandscheibenvorfalls 1993 griff Sohn Wilhelm schon früh mit ins Rad. „Mir war klar, dass es auf Dauer schwierig sein würde, im Sauerland mit einem Schweinebetrieb mit damals 1.000 Tieren zu bestehen“, erzählt er. Wohin die Reise genau gehen würde, wussten er und seine Frau anfangs nicht. Einige Jahre später schafften sie in einem ersten Schritt die Sauen ab.
Den Einstieg in die Pädagogik fand das Paar im Jahr 2003. Damals wurde auf einem Hof in der Umgebung eine Außenwohngruppe des örtlichen Kinderheims eröffnet. Schnell war klar: Eine solche Kooperation könnten auch Belkes sich gut vorstellen. Mit dem Träger wurden sie sich schnell einig. Und auch der Bauantrag für den Umbau des ehemaligen Sauenstalls war bald genehmigt. Und so konnte die neunköpfige Außenwohngruppe die neuen Räumlichkeiten bereits im Jahr 2004 beziehen.
Anfangs arbeitete Wilhelm Belke direkt in der Wohngruppe mit. Berufsbegleitend studierte er damals „Soziale Arbeit“ in Münster. Mittlerweile sind die vertraglich geregelten Absprachen andere: Mit der Arbeit in der Wohngruppe selbst sind Wilhelm und Claudia Belke nicht mehr betraut.
„Wir sind jedoch beim Träger angestellt, um die Kinder nachmittags in Hofarbeit einzubinden – nicht im Rahmen einer festen Stundenzahl, sondern so wie es sich im Alltag ergibt. Mal helfen sie im Stall mit, mal fahren sie mit uns Trecker.“ Zusätzlich zahlt der Träger Miete für die Wohngruppe und übernimmt die Nebenkosten.
Eigene Schlachtstätte
Ein weiterer Bestandteil der Absprache: Die Kinder sollten auf dem Hof eine möglichst große Vielfalt an Tieren kennenlernen können. „Seitdem gibt es bei uns Pferde, Esel, Schafe, Hühner, Gänse, Katzen und einen Hofhund“, erzählt Wilhelm Belke. „Einen modernen landwirtschaftlichen Betrieb können wir den Kindern, die zu uns kommen, hier nicht näherbringen“, betont der Pädagoge. Das ist jedoch auch nicht ihr Ziel. „Wir setzen noch davor an: Wir vermitteln den Kindern, welchen Wert die Lebensmittel haben, die die Landwirte produzieren“, erläutert Claudia Belke.
Aufgrund der Fragen, die von den Kindern kommen, besprechen sie mit ihnen, vor welchen Herausforderungen die Landwirte stehen. Belkes ist es wichtig klarzumachen, dass es sich auch bei den Tieren auf ihrem Hof um Nutztiere handelt. „Alle zwei Wochen schlachten wir zwei, drei Schweine in unserer eingetragenen Schlachtstätte hier auf dem Hof“, nennt Wilhelm Belke ein Beispiel. Die Vermarktung erfolgt größtenteils über einen Metzger in Attendorn.