Rohmilchkäse und Rindfleisch vermarkten: Aus der simplen Idee von zwei Freunden aus dem Schweizer Emmental ist ein Unternehmen mit weltweiter Kundschaft entstanden.
Wer einmal durch das Schweizer Emmental fährt, wird an den löchrigen Käse denken, der hier seinen Ursprung hat. Doch aus der Milch von Schweizer Kühen lässt sich weit mehr machen. Den Beweis dafür liefert die „Jumi“ AG. Landwirt und Gründer Jürg Wyss und sein Mitgründer Mike Glauser, gelernter Käser, verkaufen über 120 Sorten Schweizer Rohmilchkäse und Rindfleisch – ausschließlich von Bauern aus dem Emmental. Wyss und Glauser wollten besonders kleinen, viehhaltenden Betrieben in ihrer Region eine Perspektive bieten. Angefangen hat alles im Jahr 2006 mit dem Verkauf erster selbst kreierter, ausgefallener Käsesorten auf Schweizer Märkten. Heute beliefert die Vermarktungsgesellschaft Kunden weit über die Landesgrenzen hinaus bis in die USA und Tokio.
Jumi kooperiert mit knapp 80 Landwirten. „Die Betriebe halten alle zwischen 15 und 20 Stück Vieh“, so Jürg Wyss. Die Milch bringen die Bauern ein- bis zweimal täglich zur Käserei. Sie erhalten dafür einen vertraglich festgelegten Preis pro Kilogramm Milch, der rund 20% über dem konventionellen Milchpreis liegt. Umgekehrt stellt die Gesellschaft Anforderungen an die Haltung: Pflicht sind etwa Weidegang im Sommer, Zugang zu einem Laufhof und möglichst nur Futter aus der Schweiz.
Neben Käse gehört auch Fleisch zum Angebot von Jumi. „Zusätzlich zum Käse wollten wir möglichst zartes und aromatisches Fleisch vermarkten, und stießen auf das Omoso-Rind“, sagt Jürg Wyss. So brachte der heute 42-Jährige die Rinder aus dem italienischen Piemont ins Emmental, wo seitdem 14 Betriebe die Rinder züchten. Auch ist hier die Abnahme vertraglich geregelt: Jumi zahlt etwa 20% mehr als den Preis für konventionelles Rindfleisch. Die Haltungsvorgaben sind ähnlich wie beim Milchvieh. Eine regionale Metzgerei übernimmt die Schlachtung von etwa zwei Tieren pro Woche für das Unternehmen. Unter der Marke „Omoso“ verkauft Jumi seine Fleischprodukte, die ausgefallene Namen wie „Heiligä Peschä“ oder „Düre bi rot“ tragen. Die Preise dafür liegen im Onlineshop zwischen 30 und 55 €/kg.
Wenige Jahre nach Unternehmensgründung verabschiedeten sich Wyss und Glauser von Großhändlern und beliefern seitdem vor allem Feinkostläden, Gastronomen, Hotels und Direktvermarkter per Lieferservice. Europaweit zählt das Unternehmen 800 Abnehmer. Jumi beschäftigt rund 50 Angestellte. Gründe für den Erfolg mögen die ausgefallenen Sorten, die Kreativität in der Produktgestaltung und die Ansprüche an die Qualität sein. -ak-