Eine landwirtschaftliche Fachschule trennt sich von ihrem Stall. Einer der Studenten wird zum Chef.
Kalle Fält grinst, als er uns sein Konzept erklärt. Er ist Student an der Uni, deren Versuchsbetrieb wir besuchen. Gleichzeitig hat er zusammen mit seiner Familie den Stall und 96 ha von der Schule für mindestens zehn Jahre gepachtet. Er ist also Chef auf dem Betrieb, auf dem er ausgebildet wird. Der Familienbetrieb liegt nicht weit entfernt. Nach einem Großbrand bauen sie gerade neu, für 300 Kühe.
Der Lehrstall stammt aus dem Jahr 2001. Er war ursprünglich für 40 Kühe mit Nachzucht ausgelegt. Die Fütterung lief automatisch über ein Hochsilo und ein Schienensystem. Gemolken wurde im Autotandem. Die damals moderne Technik hatte sich als sehr störanfällig erwiesen, ein Umbau wurde nötig.
Der Planungschef der Einrichtung, Tarno Vuorenmar, erläutert die Gründe für die auch in Finnland ungewöhnliche Privatisierung: „Wir wollen uns mehr auf die Ausbildung konzentrieren. Das Bauen und Betreiben eines Stalls passt da nur bedingt.“
Im Frühjahr 2018 übernahm Kalles Familie und begann mit dem Umbau. Ziel war ein Stall für 70 Kühe mit automatischem Melksystem – und das im vorhandenen Gebäude. Denn der Untergrund ist in der Region sehr anspruchsvoll und der Staat hat sich damals für eine bis zu 20 m tiefe Pfahlgründung sowie Betonwände entschieden. „Fast ein Bunker, meint Kalle Fält.“ Ein Abbruch und ein Neubau wären sehr teuer geworden.
Die Planung übernahm der Architekt Jouni Pitkäranta, der sich mit seinem Unternehmen 4dBarn (www.4dBarn.com) auch über Finnland hinaus auf Stallbauten für Melkroboter spezialisiert hat. Er nutzt Computerprogramme, um die günstigsten Wege für die Tiere zu planen.
Zuerst hat der Architekt, die Futtertische nach außen gelegt. Das Füttern übernimmt ein Futtermischwagen, der Harvestore der alten Fütterung steht leer. Die Laufflächen sind planbefestigt. Die Tiefboxen werden mit frisch separierter Gülle eingestreut. Dazu ist ein Separator fest installiert, der dreimal pro Woche läuft. Trockensteher- und Abkalbebereich streut Kalle Fält mit Torf ein. Draußen gibt es einen Laufhof, ebenfalls mit Torfeinstreu. In die Beton-Seitenwände haben sie große Zuluftöffnungen gesägt, die sich im Winter verschließen lassen.
Seit einem Jahr funktionieren Stall und Melkroboter ohne Probleme. Der Autotandem-Melkstand ist nach wie vor im Betrieb. Hier können die Studenten das Melken üben. „Aber zuerst an Gummieutern!“, sagt Kalle Fält. Er kennt schließlich seine Kommilitonen.