Es gibt Menschen, die haben schöne Füße. Und es gibt mich. Ich sage immer: „Meine Füße sind zwar sehr groß, haben dafür aber recht viel Hornhaut.“ Sie merken schon, ich nehme das Fußthema mit Humor. Was bleibt mir auch anderes übrig?
Neuerdings unternehme ich aber was dagegen. Auslöser war meine Oma. Oma Erika, Jahrgang 1937, ist sehr direkt. Diplomatisch ausgedrückt: Sie hat die Gabe, zu fokussieren und ein Thema präzise zu benennen. Dabei trifft sie den Nagel auf den Kopf - immer! Manchmal, würde ich sagen, sogar mit dem Vorschlaghammer.
So auch ihre Analyse zu meinen Zehen und Ballen: „Julia, du musst zur Fußpflege. Ich weiß, du denkst, da gehen nur alte Leute hin. Geh trotzdem!“ Ich berichte meinem Mann von Omas Diagnose. Der schmunzelt und setzt noch einen nach: „Julia, Klauenpflege ist keine Schande – im Gegenteil. Du siehst das doch bei den Kühen. Wenn die frisch pedikürt vom Klauenpfleger kommen, dann geht es denen auch besser. Nur wer gute Klauen hat, kann auch rund laufen und Leistung geben.“
Alles klar. Botschaft ist angekommen! Ich finde mich wieder auf dem Weg zur podologischen Praxis. Bilder von Klauenpflege-Szenen schießen wie Blitze durch meinen Kopf: Ich denke an große kernige Männer mit viel Oberarm und wenig Zeit. Wortkarg und doch einfühlsam. Als Accessoire immer dabei: die Flex.
Mit diesen Gedanken betrete ich die Praxis. Meine Fußpflegerin hat zwar weniger Bizeps, keine übergroßen Messer und Schleifmaschinen – aber mindestens genauso starke Sprüche. Leicht geniert erkläre ich ihr mein Schönheits-Fuß-Problem. „Deern, ich hab hier schon alles gesehen. Das krieg‘n wir aber hin.“ Witzig, das sagt mein Lieblings-Klauenpfleger, auch immer.