Was macht das Erfolgsmodell Familienbetrieb aus? In der top agrar-Talkshow berichteten Vertreter aus Landwirtschaft und Agrar-Industrie über Herausforderungen und Chancen.
Wie ticken die Menschen hinter großen Familienunternehmen und wie viel Raum nimmt der Betrieb im Alltag ein? top agrar-Chefredakteur Guido Höner und Moderatorin Steffi Neu sprachen mit Vertretern aus Landwirtschaft und Industrie.
In zwei Gesprächsrunden berichteten die Rednerinnen und Redner über ihre Erfahrungen im Familienbetrieb. „Meinen Eltern war es wichtig, dass alle vier Söhne lernen, was auf dem Hof passiert“, sagte Henning Fockenbrock aus Telgte in NRW, der den Milchviehbetrieb der Familie übernehmen wird. So konnten die Brüder selbst entscheiden – Hofübernahme, ja oder nein.
Wie ein gelungener Einstieg in den Betrieb aussehen kann, zeigte Carina Dünchem aus Andernach in Rheinland-Pfalz. Sie leitet gemeinsam mit ihrem Vater einen Ackerbaubetrieb, mit klar getrennten Aufgabenfeldern. „Er redet mir nicht rein, ich rede ihm nicht rein“, sagte die Landwirtin und Agrarbloggerin.
Ein Blick über den Tellerrand
Die Runde der bäuerlichen Familienbetriebe vervollständigten Susanne Schulze Bockeloh, Vize-Präsidentin des Deutschen Bauernverbandes und Gerd Sonnleitner, ehemaliger Präsident des Deutschen und Bayerischen Bauernverbandes. Beide sind sich einig, dass auch das Sammeln außerbetrieblicher Erfahrungen besonders wichtig sei.
Dass es auch in großen Familienunternehmen relevant sei, eigene Wege zu gehen und Erfahrungen zu sammeln, betonte Nicola Lemken, Geschäftsführungsmitglied bei Lemken. Vor ihrem Einstieg in das Landtechnikunternehmen hat sie in einem Konzern gearbeitet und Eindrücke bei Maschinenbauern und Landwirten gesammelt. Christian Dreyer, Geschäftsführer bei Amazone, ergänzte: „Ich wusste nach der Schule genau, dass ich eine Ausbildung machen will, die unabhängig vom Unternehmen ist, auch wenn viele sagten ‚du steigst doch sowieso mit ein.‘“
Mittagessen mit der Familie
Wie auf den Höfen ist das Gespräch am Mittagstisch auch in der Landmaschinen-Industrie ein wichtiger Tagesordnungspunkt. Das gemeinsame Mittagessen um 12.30 Uhr in der elterlichen Küche darf nicht fehlen, erzählte Christoph Grimme, Geschäftsführer der Grimme Landmaschinenfabrik. Auch bei der Familie von Cathrina Claas-Mühlhäuser saß die Firma früher häufig mit am Tisch. „Irgendwo muss das aber auch Grenzen haben“, betont die Hauptgesellschafterin und Aufsichtsratsvorsitzende von Claas.
Dr. Karin Ebel, Beraterin für Familienbetriebe weiß, wie eine geregelte Hofübergabe gut gelingen kann. Sie erlebt täglich, wie Familienbetriebe funktionieren und, dass vor allem die Kommunikation miteinander vor Konflikten schützen kann. Zwar habe sich über die Generationen einiges geändert, die grundlegenden Fragen seien jedoch immer noch dieselben. Die Anwältin betonte, es sei wichtig, dass alle Familienmitglieder lernen, die eigenen Zukunftswünsche klar zu formulieren.
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