Junglandwirt Christoph Hansing aus Niedersachsen strukturiert derzeit den elterlichen Betrieb um. Die Außenwirtschaft und das Jungvieh müssen weichen. Im Mittelpunkt stehen künftig die Milchkühe.
Lange Melkzeiten, viel Handarbeit und kaum eine Chance, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Dann traf die Familie Hansing aus dem niedersächsischen Loxstedt im Landkreis Cuxhaven im Herbst 2018 auch noch ein Schicksalsschlag: Nach kurzer und schwerer Krankheit verstarb der Vater von Christoph Hansing. Zusammen mit seiner Mutter Birgit stand er vor einer großen Herausforderung. Für 100 Milchkühe plus Nachzucht und rund 100 ha übernahmen sie die Verantwortung.
Kurzfristige Planänderung
Christoph Hansing, der sich zur zweijährigen Fachschule in Celle bereits eingeschrieben hatte, änderte seine Pläne und machte seinen Betriebswirt und Meister an der Landwirtschaftlichen Unternehmerschule in Oldenburg. Neben der Schule schmiss der Junglandwirt zusammen mit seiner Mutter den Milchviehbetrieb. Mit einem Arbeitszeitbedarf von 48 Stunden pro Kuh und Jahr und kaum Automatisierung in den Betriebsabläufen war für den 23-Jährigen klar, es muss sich etwas ändern.
Meisterarbeit bringt Konzept
Wie eine Arbeitserleichterung für die Familie und eine wirtschaftlich sinnvolle Zukunft für den Betrieb konkret aussehen kann, entwickelte der Junglandwirt letztes Jahr in seiner Meisterarbeit. Das Ergebnis: Das Jungvieh und den Ackerbau am besten auslagern und den Fokus auf die Milchkühe setzen.
Der Milchviehbetrieb liegt direkt vor den Toren Bremerhavens. „Hier in der Region Fachkräfte für die Landwirtschaft zu gewinnen, gestaltet sich äußerst schwierig. Daher war für uns klar, dass kein Weg an Melkrobotern vorbeigeht“, so Hansing. Im letzten Jahr gab es kaum eine Melkzeit, wo er nicht dabei war. „Auf die Dauer ist das nicht tragbar“, weiß der Junglandwirt.
Bei der Umstrukturierung des Hofes soll nicht nur ein neuer Boxenlaufstall für 180 Kühe entstehen. Auch der alte Stall wird umgebaut. Insgesamt finden in Zukunft 290 Kühe auf dem Hof Platz. Mit dem Start des Neubaus rechnen Hansings Ende 2020.
Bis dahin werden die bestehenden Gebäude umstrukturiert und zwei Lely-Roboter installiert. Zwei weitere finden im neuen Stall Platz. Hilfe bekommt Hansing bei den Vorhaben von einem ehemaligen Schulkollegen. Dieser ist seit Ende des Jahres bei ihm angestellt.
Mehr Tierwohl
Im Fokus des Um- und Neubaus steht für den 23-Jährigen das Tierwohl. Ein großer Abkalbe- und Trockensteherbereich, Tiefboxen und ein Klauenpflegestand für jede Roboter-Gruppe sind nur einige Punkte, die der Junglandwirt beherzigen möchte. Sein Ziel ist es, den Zeitbedarf pro Kuh und Jahr auf 30 Stunden zu reduzieren und die Milchleistung um 600 kg auf 11000 kg Jahresleistung zu steigern.
Nicht nur für die Kühe sollen die Bedingungen verbessert werden. Auch für sich und seine Mutter erhofft sich Hansing geregeltere Arbeitszeiten und mehr Lebensqualität. Sein Vater würde stolz auf ihn sein. Erste Ideen für die Umstrukturierung des Betriebes schmiedeten der Junglandwirt und sein Vater bereits vor einigen Jahren. Jetzt werden sie verwirklicht.Christina Lenfers