Die Sorge um die Zukunft des Hofes, nicht kostendeckende Marktpreise, Dokumentationsflut, Kontrollen, Ärger mit Behörden, Bürgern und Nachbarn: Das, und als letzte Konsequenz oft auch Streit in der Familie, führen bei immer mehr Bauern zu Burnout, Depressionen und anderen psychische Erkrankungen. Seit einigen Jahren stehen sie auf Platz zwei der Erwerbsminderungsstatistik der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), berichtet das Medienportal shz.de unter Berufung die dpa.
Das Thema sei immer noch virulent, sagte auch die Sprecherin des Bauernverbands Schleswig-Holstein, Kirsten Hess, der Zeitung. Neben der Bürokratie seien oftmals das negative Bild des Landwirts in der Öffentlichkeit und die unsachlichen Argumente Grund für psychische Probleme. Auch Klagen über das Mobbing von Bauernkindern nähmen zu. „Das sehen wir schon mit Sorge“, sagte Hess. Die ehrenamtlichen Ansprechpartner seien gut nachgefragt.
Als Reaktion auf verschiedene Berichte über psychologische Extremsituationen hat das Landwirtschaftsministerium vor gut einem Jahr eine Zielvereinbarung mit der Landwirtschaftskammer geschlossen, um die sozioökonomische Beratung für Landwirte zu stärken. Bis einschließlich 2020 erhält die Kammer 225.000 Euro jährlich zusätzlich, um die Kapazitäten auszubauen und Landwirte in Not zielgerichteter und intensiver beraten zu können.
„Landwirtschaft ist mehr als ein Job“, sagte Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). „Viele Bauern hängen mit Herz und Hof, mit ihrer gesamten Existenz an ihrem Betrieb, der ja oft seit vielen Jahrzehnten von der Familie bewirtschaftet wird“. Preise deckten oft nicht die Arbeitskosten, betriebliches Wachstum bedeute häufig hohe Verschuldung.
Auch die SVLFG will diesem Trend entgegenwirken und frühe Hilfe anbieten. Sie entwickelt gerade ein umfassendes Präventionsangebot zum Thema, das aus Seminaren, Beratungen sowie einem Selbsthilfetool zum Thema Burnout und Depressionen besteht. „Das Onlinetraining wird aktuell von unseren ersten Versicherten genutzt“, sagte der Leiter Kampagne Gesundheitsangebote der SVLFG, Michael Holzer.
Häufigste Ursache für Erwerbsminderungen sind übrigens Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes, so shz.de.