Der Überfall Russlands auf die Ukraine dauert an und verursacht in dem osteuropäischen Land großes Leid. Bereits jetzt hat der Krieg auch Auswirkungen auf die Landwirtschaft vor Ort. Die Ukraine ist einer der größten Weizenproduzenten der Welt.
Top agrar konnte mit dem ukrainischen Agrarökonomen Prof. Dr. Oleg Nivievskyi von der nationalen Wirtschaftsuniversität in Kiew (Kyiv National Economic University) sprechen. Am Mittwochabend nimmt Prof. Dr. Nivievskyi an einem Online-Forum zu den Auswirkungen des Ukraine-Krieges teil. Er hat die Hauptstadt Kiew am vergangenen Donnerstagmorgen verlassen und befindet sich mit seiner Familie in relativer Sicherheit in der Ukraine.
Start der Feldarbeiten unklar
Laut Nivievskyi ist die landwirtschaftliche Bevölkerung der Ukraine mobilisiert, um die Ernährungssicherheit im Land sicherzustellen. „Viele Landwirte geben auch Treibstoff an die Verteidigungskräfte ab. Ob nun Feldarbeiten starten können, ist noch unklar“, so Nivievskyi gegenüber top agrar.
„Ukrainischer Agrarexport wird komplett zum Erliegen kommen“
Der ukrainische Agrarexport ist aktuell fast vollständig zum Erliegen gekommen. „Aktuell wird die Infrastruktur der Ukraine erheblich beschädigt, das kann jeder im Fernsehen sehen“, erklärt Nivievskyi. Bislang seien die Häfen am Asowschen Meer von Russland blockiert worden. Die Häfen am Schwarzen Meer seien zumindest am Montag noch in Betrieb gewesen, berichtet Nivievskyi. „Ein völliger Stopp der Exporte ist wahrscheinlich, und das wird die Preise weiter in die Höhe treiben und untergräbt die globale Ernährungssicherheit“, zeigt sich der Agrarökonom besorgt. Derzeit seien etwa 400 Mio. Menschen in der Welt von Agrar- und Ernährungslieferungen aus der Ukraine abhängig.
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Prof. Dr. Sebastian Lakner, Agrarökonom an der Universität Rostock, wird am Mittwochabend (02. März) um 20 Uhr mit seinem ukrainischen Kollegen Prof. Dr. Oleg Nivievskyi über die Lage der Landwirtschaft und der Agrarmärkte in der Ukraine sprechen. Prof. Dr. Nivievskyi forscht seit mehr als 12 Jahren in den Bereichen Agrar- und Nahrungsmittelprodukte, Faktormärkte und Wertschöpfungsketten sowie in den Bereichen Agrar-, Nahrungsmittelpolitik.
Gemeinsam mit den beiden Wissenschaftlern werden Dr. Alex Lissita, Agrarmarktexperte Jan Peters und Dr. Heinz-Wilhelm Strubenhoff den Krieg in der Ukraine aus landwirtschaftlicher Sicht einordnen. Dr. Lissita ist Agrarökonom und CEO des Agrarbetriebes IMC in der Ukraine. Dr. Strubenhoff leitete von Januar 2006 bis Dezember 2011 das Projekt „Deutsch-Ukrainischer Agrarpolitischer Dialog“. Jan Peters war viele Jahre Rohstoffhändler für die Toepfer International-GmbH in Hamburg und London. Er ist außerdem Korrespondent der Agenturen Reuters Hamburg und Dow Jones London sowie Gründer und Autor des agrarfaxes.