Immer öfter wüten in Deutschland Unwetter. Das stellt nicht nur die Haus- und Grundbesitzer vor Herausforderungen, sondern auch die zahlreichen Versicherer wie die Provinzial in Münster (NRW). Auf der gestrigen Bilanzkonferenz des Unternehmens waren daher auch die starken Regenfälle der vergangenen Wochen ein Thema. Die vorläufige Bilanz bei den Kunden des zweitgrößten Versicherers in Deutschland: 12.000 Schäden. Diese belasten das Konzernergebnis in diesem Jahr mit 25 Millionen Euro auf der Ausgabenseite.

„Für die Provinzial ist das aber kein großes Thema“, so kommentierte Vorstandsvorsitzender Wolfgang Breuer die aktuelle Schadensbilanz. Dennoch müssten sich die Versicherten und Neukunden angesichts der zunehmenden Wetterturbulenzen auf steigende Beiträge einstellen. So werden die Beiträge für die Gebäudeversicherungen vermutlich um ein Prozent angehoben.

Gutes Jahresergebnis

Die Provinzial konnte das vergangene Jahr mit einem Konzerngewinn von 173 Millionen Euro abschließen (vor Steuern). Das Ergebnis wäre noch höher ausgefallen, allerdings hat die Provinzial in ihrer Bilanz eine Rücklage in Höhe von etwa 44 Millionen Euro gebildet. Diese wolle man für eventuelle Beitragsrückerstattungen in der Lebensversicherungssparte nutzen, so Breuer. Ohne die Rücklage läge das Ergebnis bei 217 Millionen Euro. In 2014 waren es 187 Millionen Euro.

Wie nahezu allen Versicherern macht der Provinzial zunehmend der anhaltende Niedrigzins Sorgen. Vor allem das Geschäft mit Einmalbeiträgen ist davon betroffen. In diesen Fällen zahlen die Kunden beispielsweise nicht monatlich Beiträge in eine Lebensversicherung ein, sondern die gesamte Summe auf einmal und kassieren im Gegenzug dafür eine Rente mit Garantiezins. Dieses Modell nehmen vor allem ältere Kunden in Anspruch. Bei der Provinzial liegt das Durchschnittsalter dieser Kunden bei 62 Jahren und der Einmalbetrag bei rund 33.000 Euro. Das Geld legt die Provinzial dann beispielsweise in Fonds an, um mit den Gewinnen aus dem Anlagegeschäft die versprochenen Renten an die eigenen Kunden zahlen zu können. Man müsse aber aufgrund der Niedrigzinsen den Garantiezins für neue Lebensversicherungen immer weiter nach unten korrigieren. Darunter leide zunehmend die Attraktivität dieses Modelles.

200 Stellen werden gestrichen

Der Konzern will in den kommenden vier Jahren außerdem 200 Stellen am Standort Münster abbauen, allerdings ohne Mitarbeitern zu kündigen. Derzeit verfügt die Provinzial über rund 2.000 Vollzeitarbeitsplätze.

Hintergrundinfos zu Provinzial

Zur Provinzial NordWest Versicherungsgruppe gehören die Westfälische Provinzial Versicherung AG, die Provinzial Nord Brandkasse AG, die Hamburger Feuerkasse Versicherungs-AG und die Provinzial NordWest Lebensversicherung AG. Die Unternehmen der Provinzial NordWest Gruppe sind fest in Westfalen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg verwurzelt. Derzeit betreut der Konzern 2,5 Millionen Kunden und beschäftigt im Innen- und Außendienst 6.300 Mitarbeiter.