Sie zitiert damit Agnes Scharl vom DBV. Ihrer Ansicht nach lehne die überwiegende Mehrheit der Milchbauern einen solchen Streik ab. Der sächsische Landesverband des DBV hatte lediglich zu Protesten gegen zu niedrige Milchpreise aufgerufen. Vor der Zentrale der Sachsenmilch AG in Leppersdorf, einem Unternehmen der Müller-Gruppe, demonstrierten bereits am Montag etwa 1000 Landwirte des DBV. "Beim Streik sind nicht viele mit dabei", berichtete Manfred Uhlemann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des sächsischen Regionalverbands. Ähnliches habe er aus Sachsen-Anhalt und Brandenburg vernommen.
Pellengahr: Wenn einige Bauern nicht liefern, werden andere einspringen. Der Streik verpufft, er ist geradezu absurd
Der Milchindustrieverband nannte Lieferausfälle im einstelligen Prozentbereich. Die Molkereien können nach eigenen Angaben zur Not Milch, die eigentlich schon für Käse, Milchpulver und Joghurt gelagert ist, als frische Milch in den Handel bringen und sich darüber hinaus am Spotmarkt für Milch oder im europäischen Ausland zusätzlich versorgen.
Die deutschen Discounter und Supermärkte rechnen ebenfalls nicht mit Lücken in der Versorgung. "Der Streik hat keine Wirkung, der Spuk wird nicht lange dauern", sagte Hubertus Pellengahr, Sprecher des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE). Es sei derzeit sogar zu viel Milch am Markt. Notfalls versorge sich der Handel problemlos aus dem Ausland. "Wir werden keine Lücken im Kühlregal haben, alle Produkte werden in gewohnter Auswahl vorhanden sein", sagte der HDE-Sprecher.
"Wir haben noch keine genauen Zahlen über die Streikbeteiligung", sagte unterdessen Stefan Mann, stellvertretender Bundesvorsitzender des BDM, der Zeitung. Die Auswirkungen eines Lieferboykotts sind laut Mann frühestens nach zwei Tagen abzuschätzen, da die Milch von den Höfen nur alle zwei Tagen abgeholt werde. Auch ob die Beteiligung flächendeckend ist, könne der Verband noch nicht sagen.
Bilder von der Protestaktion des Sächsischen Landesbauernverband in Leppersdorf am Montag