Der Berliner Publizist Albrecht von Lucke sieht die Landwirtschaft an einem „Kipppunkt“ angelangt, was ihr Image in der Öffentlichkeit betrifft. Zwar sei der Vertrauensvorschuss der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren erodiert, doch das Dürrejahr 2018 könnte einen Wendepunkt bedeuten. „2018 ist eine Zäsur, ein Einschnitt in der Wahrnehmung der Landwirtschaft in der Bevölkerung eingetreten“, sagte er beim Medienabend des Deutschen Bauernverbandes (DBV) auf der Grünen Woche in Berlin. Die Dürre von 2018 habe zu Ernteausfällen von so gravierender Art geführt, dass die Menschen erstmals wieder das Gefühl bekommen hätten, Lebensmittel seien nicht immer verfügbar.
Die mögliche Gefahr eines Versorgungsengpasses habe zu einem Umdenken bei den Menschen geführt. Diese veränderte Wahrnehmung könnte der Landwirtschaft zu einem anderen Image verhelfen, analysierte er weiter. Die Landwirte sollte diese Veränderung nutzen, rief er auf. Sie könne durch die persönliche Erfahrung eines Versorgungsengpasses wieder eine Aufwertung erfahren. „Landwirtschaft und Lebensmittel bekommen vor diesem Hintergrund wieder einen Wert“, sagte er.
Aus Sicht von Lucke kommt die klassische Position der Agrarverbände, nur aus der Defensive zu argumentieren, an ein Ende. „Es ist Zeit progressiv nach vorne zu gehen“, so von Lucke weiter. Er riet den Landwirten dazu, nach Allianzen zu suchen und dem Verbraucher entgegen zu treten, um ihm zu zeigen, dass Lebensmittel etwas wert sind. „Die alte Politik, die Masse soll es machen, hat massiv zur Entwertung der Lebensmittel geführt“, sagte er.
Albrecht von Lucke ist ein deutscher politischer Publizist, Jurist und Politologe. Er schreibt für die politische Monatszeitschrift „Blätter für deutsche und internationale Politik“. Außerdem ist er für Zeitungen wie für den „Freitag“, die „tageszeitung (taz)“ und den „Vorwärts“ tätig, arbeitet für den Rundfunk als politischer Kommentator und ist Buchautor.