Der Fleischskandal in Brasilien könnte auch die EU betreffen. Der EU-Botschafter in dem Land bringt bereits einen Importstopp von brasilianischem Fleisch in die EU ins Gespräch. Brasiliens Präsident Michel Temer hat deshalb die Botschafter der EU-Länder zu einem Gespräch eingeladen.
Brasiliens Fleischproduzenten sollen verdorbenes Rindfleisch und gestrecktes Hühnerfleisch exportiert haben. Ob und wie viel davon ins Ausland exportiert wurde, ist bisher unklar. Der EU-Botschafter in Brasilia, João Gomes Cravinho, kündigte nach Informationen des Tagesspiegels an, dass die EU den Import von brasilianischem Fleisch stoppen werde, sollte die Regierung nicht ausreichende Informationen liefern. Die EU ist der größte Importeur von brasilianischem Hühnerfleisch und einer der größten Rindfleischeinkäufer. „Unsere Sorge gilt dem europäischen Konsumenten, und ein Importstopp ist eine Option“, zitiert der Tagesspiegel Gomes.
Präsident lädt EU-Botschafter zum Gespräch
Zu den untersuchten Vorgängen gehört laut der Zeitung auch eine Lieferung von sieben Containern Fleisch nach Rotterdam, das mit Salmonellen verseucht gewesen sein soll. Für den heutigen Montag hat Brasiliens Präsident Michel Temer die Botschafter der EU-Länder zu einem Gespräch eingeladen. Der einheimischen Bevölkerung versicherte er, dass der Fleischkonsum sicher sei.
Größte Razzia der brasilianischen Geschichte
Bekannt wurde der Skandal vergangenen Freitag. Brasiliens Bundespolizei durchsuchte in der größten Razzia ihrer Geschichte Büros, Schlacht- und Kühlhäuser von 40 Firmen an rund 200 verschiedenen Orten. Drei Fabriken wurden sofort geschlossen, bei 21 weiteren steht eine Entscheidung noch aus. 38 Personen wurden festgenommen.
Schmiergelder im Landwirtschaftsministerium
Ein weiteres Ziel der Polizeioperation war laut Tagesspiegel Brasiliens Landwirtschaftsministerium. Regierungskontrolleure sollen Schmiergelder erhalten haben, wenn sie Fleisch ohne Kontrollen zertifizierten. Ein Teil der Schmiergelder soll an Politiker von zwei Parteien der aktuellen Regierungskoalition weitergeflossen sein: die kleinere Partido Popular sowie die Partei der Demokratischen Bewegung Brasiliens von Präsident Michel Temer.