Für eine langfristige und stärker interdisziplinär ausgerichtete Forschung zum Erhalt der Artenvielfalt in Deutschland plädieren 22 Wissenschaftler in der „Frankfurter Erklärung“.
Wie das Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg mitteilte, konstatieren die Wissenschaftler von 17 Universitäten und Einrichtungen, dass der Verlust der biologischen Vielfalt „aktuell eine der größten Herausforderungen für die Menschheit ist“. Auch in Deutschland sei die Situation insbesondere bei den Insekten „dramatisch“.
Laut den Unterzeichnern besteht daher höchster Handlungsbedarf, denn trotz vieler Rechtsvorschriften und Maßnahmen sei der Trend des Artenverlustes nachweislich ungebrochen. Die bisherigen Ansätze und Strategien zum Erhalt der heimischen Biodiversität reichten bei weitem nicht aus. Der Komplex der Ursachen müsse „wissenschaftlich exakt untersucht und verstanden werden, um politische Entscheidungen zum Schutz der Artenvielfalt zu treffen“, so die Forscher.
In der Vergangenheit hätten die Naturwissenschaften häufig nur die Wirkung einzelner Stressfaktoren untersucht; die Wechselwirkungen verschiedener Faktoren seien noch weitgehend unbekannt. Zu wenig erforscht sei auch, wie die Gesellschaft ihr Handeln so ändern könne, dass der Artenverlust nachhaltig gestoppt werde. Für die konkrete Umsetzung von Lösungswegen brauche es die transdisziplinäre Kooperation mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Die Wissenschaftler empfehlen, ein langfristiges Biodiversitätsmonitoring zur Erfassung von Artenhäufigkeiten und ihrer Veränderung einzurichten. Bei der Untersuchung der Ursachen sollten insbesondere Wechselwirkungen berücksichtigt werden; ferner müssten die Auswirkungen des Artenverlustes erforscht werden.
Ziel müssen laut der Erklärung gesellschaftliche Gesamtlösungen sein, um die Artenvielfalt zu erhalten und wieder zu erhöhen. Unerlässlich für den Erfolg sei dabei eine stärkere Verzahnung von Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Die Empfehlungen der „Frankfurter Erklärung“ will Bundesforschungsministerin Anja Karliczek als zentrales Element in eine „langfristige Leitinitiative“ ihres Ressorts einfließen lassen. Die Ministerin erklärte, die biologische Vielfalt sorge für sauberes Wasser und Nahrung und sei daher für die Menschheit „existentiell“.