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Start der Ernte 2024 Agrarpaket der Bundesregierung Pauschalierung

topplus Wirtschaftliche Lage

Gewinne und Einkommen der Bauern 22/23 so hoch wie seit 10 Jahren nicht mehr

Hohe Preise und Hilfsprogramme haben den deutschen Landwirten 2022/23 ökonomisch das zweite gute Jahr in Folge beschert. In dieser Saison dürfte es laut Agrarminister Özdemir aber wieder runter gehen.

Lesezeit: 8 Minuten

Viele Gewinner, wenige Verlierer: Ungefähr so lassen sich die Hochrechnungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums zu den landwirtschaftlichen Einkommen und Gewinnen im Wirtschaftsjahr 2022/23 übersetzen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir warnt in dem Zusammenhang allerdings vor Pauschalisierung und weist auch auf die Herausforderungen hin, denen sich die Bauern in Zukunft stellen müssen.

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Wie aus den Buchführungsergebnissen von insgesamt 7.000 Testbetrieben hervorgeht, haben sich die durchschnittlichen Einkommen und Betriebsgewinne 2022/23 zum zweiten Mal in Folge deutlich verbessert. Das durchschnittliche Einkommen je Arbeitskraft in den Haupterwerbsbetrieben stieg gegenüber dem Vorwirtschaftsjahr um 32 % auf rund 61.000 €. Der durchschnittliche Gewinn lag mit 113.900 € rund 39 % über dem Vorjahreswert (81.900 €). Damit ist das vergangene Wirtschaftsjahr für Haupterwerbsbetriebe nach Einkommen und Gewinn das mit Abstand erfolgreichste in den vergangenen zehn Jahren. Lediglich im Wein- und Obstbau ging es abwärts.

Zum Ergebnis beigetragen haben laut Özdemir nicht zuletzt die hohen Erzeugerpreise, mit denen die ebenfalls deutlich höheren Kosten für Energie und Betriebsmittel meist überkompensiert werden konnten. Ihm zufolge haben aber auch die Hilfsprogramme der Bundesregierung zu den guten Ergebnissen beigetragen. Für das laufende Jahr rechnet der Agrarminister wegen der zurückgelaufenen Lebensmittel- und Agrarpreise allerdings wieder mit schrumpfenden Bilanzen.

Özdemir: Nicht in falscher Sicherheit wiegen

„Harte Arbeit verdient einen guten Lohn. Dass viele Höfe nun schon zum zweiten Mal starke Betriebsergebnisse einfahren konnten, ist deshalb eine gute Nachricht“, fasst Özdemir zusammen. Man dürfe sich aber nicht in falscher Sicherheit wiegen, sondern müsse jetzt erst recht anpacken: Hürden aus dem Weg räumen, keine unnötigen bürokratischen Belastungen, stattdessen Perspektiven schaffen und stabile Einkommen sichern.

„Bei dieser enormen Aufgabe braucht es alle - Bund wie Länder. Wir müssen gemeinsam für gute Rahmenbedingungen sorgen. Bauernfamilien denken in Generationen, nicht in Wahlperioden – deshalb sollten wir nicht den Fehler begehen, Herausforderungen wie die Klimakrise auszublenden“, betont der Minister.

Er will deshalb auch im Sinne der ZKL-Vorschläge weiter daran arbeiten, die Leistungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) noch stärker an Gemeinwohlleistungen wie Klima- und Artenschutz zu binden. Ob das eine weitere Reduzierung der unmittelbar einkommenswirksamen Direktzahlungen der Ersten Säule bedeutet? Hier bleibt Özdemir vage – allerdings sind derartige Forderungen im Vorfeld der morgen beginnenden Agrarministerkonferenz wieder lauter geworden.

Immerhin räumt der Bundesminister ein, dass zwei wirtschaftlich gute Jahre keine Sicherheit für die Zukunft geben. Starke Schwankungen bei den Betriebsergebnissen gehören ihm zufolge dazu. Damit könnten due Betriebe aber umgehen, so Özdemir. Genauso wichtig seien auch Verlässlichkeit bei den politischen Rahmenbedingungen und Anerkennung für ihre wichtige Arbeit.

Rukwied erwartet 2023/24 deutlichen Gewinneinbruch

Bauernpräsident Joachim Rukwied warnt davor, die guten Ergebnisse des Vorjahres als gesetzt zu interpretieren. Er sagt: "Unsere Betriebe sind wieder in ein wirtschaftliches schwieriges Fahrwasser geraten. Nach den uns vorliegenden Zahlen müssen wir für das aktuelle Wirtschaftsjahr 2023/24 mit einem Gewinneinbruch zwischen 30 und 50 % rechnen."

Die Betriebsergebnisse im Überblick:

1. Durchschnittliche Einkommensentwicklung aller Rechts- und Bewirtschaftungsformen

Im Wirtschaftsjahr (WJ) 2022/23 hat sich das Einkommen je Arbeitskraft (AK) im Vergleich zum bereits überdurchschnittlichen WJ 2021/22 weiter deutlich verbessert. Dies liegt laut BMEL insbesondere am kräftigen Preisanstieg bei fast allen Agrarerzeugnissen, der sich in der Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine noch beschleunigt hat. Dadurch konnten die meisten Betriebe die gleichzeitigen erheblichen Preissteigerungen bei Energie, Futter- und Düngemitteln mehr als wettmachen. Dabei muss allerdings bedacht werden, dass es sich nicht um Reingewinne handelt. Vielmehr müssen die Landwirte davon Investitionen, Versicherungen und nicht zuletzt das eigene Einkommen bestreiten.

Das Einkommen pro Arbeitskraft stiegt im WJ 2022/23 im Durchschnitt aller Haupt-, Klein- und Nebenerwerbsbetriebe gegenüber dem erfolgreichen Vorjahr weiter um 32,2 % auf rund 57.500 € je AK gestiegen. Das Einkommensniveau lag damit deutlich über dem Durchschnitt der vorangegangenen Wirtschaftsjahre. Dieser Wert bildet den Schnitt aller landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland ab. Das heißt, Datensätze von Klein- und Nebenerwerbsbetrieben, Haupterwerbsbetrieben sowie Juristischen Personen haben Eingang in diese Auswertungen gefunden.

2. Gewinn- und Einkommensentwicklung in den Haupterwerbsbetrieben

Die wirtschaftlich bedeutendste Gruppe im landwirtschaftlichen Sektor sind Haupterwerbsbetriebe der Rechtsformen Einzelunternehmen und Personengesellschaften. Durchschnittlich bewirtschafteten diese mit 2,3 Arbeitskräften (darunter 1,4 nicht entlohnte Familienarbeitskräfte) knapp 93 ha landwirtschaftliche Fläche (LF). Das Einkommen je AK der Haupterwerbsbetriebe stieg im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich etwa 32 % auf 61.055 € an und die Gewinne je Unternehmen um durchschnittlich etwa 39 % auf 113.927 €.

Gewinn- und Einkommensentwicklung im Haupterwerb

3. Einkommen und Gewinne nach Betriebsformen

Im Vergleich der Betriebsformen des Haupterwerbs zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede in Höhe und Entwicklung der Erfolgskennzahlen. Ursächlich hierfür sind die durch Preis- und Mengenschwankungen ausgelösten Erlös- und Kostenentwicklungen bei den einzelnen Erzeugnissen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die normalen Schwankungen noch einmal verstärkt. In der Folge kam es zu zum Teil stark unterschiedlichen Gewinnentwicklungen in den verschiedenen Betriebsformen. Mit Ausnahme der Dauerkulturbetriebe konnten alle hier aufgeführten Betriebsformen ihre Ergebnisse bestätigen bzw. weiter verbessern. 

  • Ackerbau: Die Ackerbaubetriebe (21 % der Haupterwerbsbetriebe) verzeichneten im WJ 2022/23 im Vergleich zu den vieren davorliegenden Wirtschaftsjahren die höchsten Ergebnisse. Das hohe Niveau aus dem Vorjahr konnte noch einmal übertroffen werden. Mit einem Plus von 24,7 % im Vergleich zum Vorjahr lag das Einkommen je AK durchschnittlich bei 67.786 €. Mit einem Plus von 25,2 % im Vergleich zum Vorjahr wurden Gewinne in Höhe von durchschnittlich 117.393 € je Unternehmen erwirtschaftet.

  • Milch: Die spezialisierten Milchbetriebe (34 % der Haupterwerbsbetriebe) konnten ein starkes Plus von rund 48 % beim Einkommen auf 76.928 € sowie ein Gewinnplus 55,8 % verzeichnen und damit das Ergebnis des bis dahin erfolgreichsten der hier ausgewiesenen WJ noch einmal deutlich übertreffen. Grund hierfür waren Höchststände bei den Milchpreisen.

  • Sonstiger Futterbau: Die sonstigen Futterbaubetriebe (11 % der Haupterwerbsbetriebe), konnten ihr Einkommensergebnis in etwa bestätigen. Während im Vorjahr noch ein Plus von 48 % (Einkommen je AK) festgestellt wurde, standen an dieser Stelle im WJ 2022/23 -0,6 % bzw. 35 473 €. Beim Gewinn wurde ein Minus von 4,6 % verzeichnet (47.429 € Gewinn).

  • Veredlung: Die Veredlungsbetriebe (11 % der Haupterwerbsbetriebe) konnten eine Steigerung beim Einkommen je AK von 86 % auf 72.545 € verzeichnen. Die Gewinnsteigerung betrug 110,4 % auf durchschnittlich 125.647 € pro Unternehmen Damit ging es für die Veredlungsbetriebe, von einem verhältnismäßig niedrigen Niveau kommend, weiter deutlich bergauf. Grund hierfür waren die gestiegenen Erlöse.

  • Gemischtbetriebe: Etwa 13 % der Haupterwerbsbetriebe gehören zur Gruppe der nicht spezialisierten Gemischtbetriebe. Diese haben im Auswertungszeitraum eine Steigerung von 18 % auf 49.733 € Einkommen je AK erzielt. Die Gewinnzunahmen von 23,6 % brachten einen Gewinn von 89.082 € pro Unternehmen.

  • Gartenbau: Für die Produktionsschwerpunkte des Gartenbaus (Gemüse, Zierpflanzen und Baumschulen) (3 % der Haupterwerbsbetriebe) hat sich die Ertragslage im abgelaufenen WJ 2022/23 gut, aber nicht so stark positiv wie in anderen betriebswirtschaftlichen Ausrichtungen, entwickelt. Das durchschnittliche Einkommen je AK dieser Betriebsgruppe ist um knapp 9 % auf 44.999 € angestiegen.

  • Wein: Bei den Dauerkulturen mussten die Weinbaubetriebe (4 % der Haupterwerbsbetriebe) nach einer positiven Gewinn- und Einkommensentwicklung im vorherigen Wirtschaftsjahr einen Rückgang von rund 9 % beim Einkommen verzeichnen. Dieses belief sich damit im WJ 2022/23 auf 35.767 €. Der Gewinn ging um 13,1 % zurück. 

  • Obst: Die Obstbaubetriebe (1,8 % der Haupterwerbsbetriebe), die zusammen mit den Weinbaubetrieben die Gruppe der Dauerkulturbetriebe bilden, konnten im WJ 2022/23 im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich eine leichte Steigerung beim Einkommen verzeichnen. Das durchschnittliche Einkommen je AK stieg um rund 7 % und erreichte ca. 33.081 € je AK. Der Gewinn schmälerte sich um 7,5 %.

Einkommen der Haupterwerbsbetriebe nach Betriebsformen

4. Einkommen in den Bundesländern

Die regionalen Unterschiede der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe hinsichtlich Betriebsgröße und Betriebsform führen zu deutlichen regionalen Unterschieden in der Einkommensentwicklung. Durch natürliche Standortfaktoren (Bodengüte, Höhenlage, Klima usw.) werden diese Verschiedenheiten noch einmal verstärkt.

Die Haupterwerbsbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern und Hessen konnten im vergangenen Wirtschaftsjahr die höchsten durchschnittlichen Einkommenszuwächse von knapp +56 % (Mecklenburg-Vorpommern) bzw. knapp +51 % (Hessen) verzeichnen. Mecklenburg-Vorpommern erzielte mit 92.829 € auch den mit Abstand höchsten Wert für das durchschnittliche Einkommen je AK.

Die guten Ergebnisse der Ackerbau- und Veredlungsbetriebe schlagen sich auch in den Ergebnissen von Nordrhein-Westfalen (+53 % Einkommenszuwachs gegenüber dem Vorjahr) und Niedersachsen (+39 %) nieder. In beiden Ländern sind die genannten Betriebsgruppen von besonderer Bedeutung.

Die größte Gruppe der bayerischen Haupterwerbsbetriebe konnte trotz eines Zuwachses beim Einkommen von rund 25 % nur Einkommen unterhalb des Niveaus des Durchschnitts aller Haupterwerbsbetriebe verbuchen.

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