Auf Wohlwollen sind die neuen agrarpolitischen Ansätze der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) bei den Grünen gestoßen. Der Bundestagsabgeordnete Harald Ebner bezeichnete die 10 DLG Thesen als ein erfreuliches Signal. Die DLG hatte damit zur Grünen Woche ihren agrarpolitischen Gestaltungsanspruch unterstrichen.
Der Sprecher für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Harald Ebner, nannte die zehn DLG-Thesen „mehr als bemerkenswert“. Der Präsident der DLG, Carl-Albrecht Bartmer habe die Zeichen der Zeit erkannt, so Ebner weiter. „Ich freue mich, dass jetzt auch im Zentrum der konventionellen Landwirtschaft die Erkenntnis wächst, dass es so, also mit immer mehr Chemie auf den Äckern und nur am Wachstum orientiert, einfach nicht mehr weiter geht“, sagte Ebner. Der Grünen Politiker forderte weniger Intensivtierhaltung und mehr Vielfalt auf den Äckern sowie eine nachhaltigere Landwirtschaft. Aus seiner Sicht funktioniere eine Weiterentwicklung der Landwirtschaft in diese Richtung nicht mit Freiwilligkeit. Laut Ebner brauche es dafür verbindliche Regeln.
Pflanzenschutzstrategie noch für 2017 gefordert
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und die Bundesregierung seien bislang taub für solche grünen Forderungen gewesen, so der Abgeordnete. „Ich hoffe, sie stoßen nun endlich auf Gehör, wenn sie jetzt sogar schon von der Agrarlobby selbst erhoben werden“, sagte er weiter. Ebner plädierte für eine Strategie für eine "deutliche und schnelle Reduktion" des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln. Landwirtschaftsminister Schmidt sieht Ebner bei diesem Thema noch in dieser Legislaturperiode in der Pflicht. Die DLG und ihren Präsidenten Bartmer forderte Ebner auf, ihren Worten Taten folgen zu lassen. „Jetzt ist es an der Zeit, übergreifende gesellschaftlicher Bündnisse zu schmieden für eine nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland“, so Ebner.
DLG stellt Flächenprämien in Frage
Die DLG hatte zum Start der Grünen Woche ein Thesenpapier zur Landwirtschaft 2030 vorgelegt. Damit hatte die Organisation einen agrarpolitischen Gestaltungsanspruch eingefordert. In dem Papier hatte die DLG kritische Themen der Landwirtschaft angesprochen und den Fortbestand der Flächenprämien in Frage gestellt. „Mit öffentlichen Geldern sollten nachhaltige Produktionsweisen unterstützt werden. Anhand von Indikatoren sollten die so erbrachten Leistungen und die Wirksamkeit der Politikprogramme quantifiziert und transparent dokumentiert werden“, lautete der Passus der DLG zur EU-Agrarpolitik.
DBV sieht DLG Thesen kritisch
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, hatte das Thesenpapier der DLG eher zurückhaltend beurteilt. Zwar sei es richtig, die gegenwärtigen Wirtschaftsweisen kritisch zu hinterfragen und mögliche Defizite zu benennen, daraus müssten dann allerdings die richtigen Schlüsse für eine schrittweise Verbesserung gezogen werden, hatte er auf der Grünen Woche vor Journalisten dazu gesagt. DLG-Präsident Bartmer würde mit den Thesen „zu seinen bäuerlichen Wurzeln“ zurückkehren, führte Rukwied mit einem Schmunzeln weiter aus. Für den DBV stellte Rukwied auf verschiedenen Grüne Woche Terminen heraus, dass dieser unbedingt an der Ersten Säule und den Direktzahlungen nach der EU-Agrarreform ab 2020 festhalten wolle. Das DBV Positionspapier zur Grünen Woche hat den Titel „Veränderungen gestalten“. Es folgt im Vergleich zur DLG einem eher moderaten Veränderungsanspruch.