Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat sich erneut gegen massiven Kostendruck auf die Landwirtschaft durch einen weiteren Preiskampf mit Billigangeboten im Handel gewandt. „Wir hatten noch nie ein solches Bewusstsein und eine so intensive Diskussion über Lebensmittelpreise, speziell für Fleisch“, sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presseagentur (dpa).
Klöckner: Verbraucher können Preiskampf beeinflussen
„Meine Erwartung an den Handel ist klar: Fleisch sollte über die Qualität, das Tierwohl oder die Herkunft, nicht über den niedrigsten Preis beworben werden“, sagte sie. Die Landwirte seien einem Preiskampf ausgesetzt, „den auch wir Verbraucher mitunter stark beeinflussen“, erläuterte Klöckner. „Damit ein Landwirt über die Runden kommt, geht es häufig nur noch über die Menge“, sagte sie. Daher sei ihr Petitum auch an die Verbraucher: „Lieber weniger, dafür höherwertiges Fleisch.“
Zur Diskussion um die Größe von Tierhaltungen sagte Klöckner, das Glück von Landwirten liege nicht darin, Tausendermarken an Tieren zu erreichen. „Bestände können auch kleiner sein, wenn Betriebe für die Einhaltung höherer Standards ordentlich entlohnt werden und es sich rechnet“, so Klöckner weiter.
Ostendorff: Landwirtschaft bleibt mit ihren Problemen allein
Die Aussagen von Klöckner sind den Grünen zu unkonkret. "Statt endlich nur ein einziges Mal Handlungsvorschläge auf den Tisch zu legen und ihre Möglichkeiten als Bundesministerin zu nutzen, kommen wieder nur substanzlose Appelle und heiße Luft von Julia Klöckner", sagte der Sprecher für Agrarpolitik von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Friedrich Ostendorff. Er unterstellt Klöckner „Handlungsunwilligkeit“. Sie lasse die Landwirtschaft mit ihren Problemen allein. „Statt den Handel in die Pflicht zu nehmen, bittet die Agrarministerin demütig um Almosen für die Betriebe unter extremen Preisdruck“, sagte Ostendorff.
Aus Sicht des Grünen hätte die Ministerin die Empfehlungen der Borchert-Kommission zum Umbau der Tierhaltung aus dem Frühling 2020 bereits konsequenter umsetzen sollen. Dazu gehört für Ostendorff auch eine verbindliche staatliche Haltungskennzeichnung. „Statt dem Handel mit einer verbindlichen staatlichen Haltungskennzeichnung endlich einen klaren Rahmen zu setzen, überlässt die Ministerin die Preisverhandlungen den ungleichen Marktpartnern mit unreifen Zielvorgaben durch den Handel ohne Klarheit, wie diese im Sektor erreicht werden können“, sagte er.