Der Bundestag hat am vergangenen Donnerstag die zentralen Gesetze zur neuen Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in Deutschland verabschiedet. Die besondere Lage der Frauen in der Landwirtschaft wurde lediglich in einem Entschließungsantrag der Linken thematisiert. Der Deutsche Landfrauenverband (dlv) fordert, dass das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der weiteren Ausgestaltung der GAP auf Bundes- und Länderebene noch Eingang findet. „Die Erwartung der LandFrauenverbände in Deutschland ist groß, dass in der weiteren Umsetzung der GAP konkrete Frauen-Förderprogramme folgen“, heißt es beim dlv.
Förderprogramme im Bereich Beratung, Coaching und Qualifizierung
Eine nach wie vor völlig unzureichende Geschlechtergerechtigkeit der GAP kritisierte auch die Erste Vizepräsidentin des dlv, Juliane Vees, die als Sachverständige in der öffentlichen Anhörung des Agrarausschusses des Bundestages zur GAP gesprochen hatte. „Damit die GAP erfolgreich sein kann, müssen die Fördermaßnahmen auch im Sinne der Frauen nachjustiert werden. Dafür müssen aktuelle Missstände erfasst, spezifische Bedarfe abgeleitet und entsprechende Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden“, sagte Vees. Das sei nicht nur ein Gebot der Fairness, sondern trage auch dazu bei, das Potential der Frauen zur Entwicklung der ländlichen Räume nutzbar zu machen. „Wir brauchen beispielsweise spezielle Förderprogramme im Bereich Beratung, Coaching und Qualifizierung, um Frauen in der Landwirtschaft für die immer komplexer werdenden Herausforderungen zu rüsten“, forderte Vees.
Der EU-Verordnungsentwurf zum GAP-Strategieplan sieht erstmals die Verankerung der Geschlechtergerechtigkeit als eins von insgesamt zehn Zielen. Der dlv rechnet fest damit, dass dieses im Rahmen des Trilogs nicht mehr herausverhandelt wird und bewertet das als einen wichtigen ersten Erfolg. „Das Thema Geschlechtergerechtigkeit ist endlich auch bei der EU-Kommission angekommen. Das Gleiche erwarten wir von den Parlamentarierinnen und Parlamentariern des Deutschen Bundestages sowie von den Verwaltungen von Bund und Ländern“, erklärte dlv-Präsidentin Petra Bentkämper.
Verbindliche Quoten für ländlich-agrarische Gremien
Der dlv fordert, dass sich die Geschlechtergerechtigkeit nicht nur in einem von zehn Zielen wiederfindet, sondern sich durch die gesamte GAP zieht. Deutschland schneidet im EU-Vergleich besonders schlecht ab, wenn es um den Anteil der Leiterinnen landwirtschaftlicher Betriebe, Hofnachfolgerinnen oder Existenzgründerinnen geht. Auch in den ländlich-agrarischen Gremien sind Frauen in Deutschland deutlich unterrepräsentiert. Das lässt sich aus dlv-Sicht lediglich mit verbindlichen Quoten ändern.