Unzufrieden mit den bisherigen politischen Reaktionen auf den Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) zeigt sich die Vorsitzende vom Bund der Deutschen Landjugend (BDL), Kathrin Muus.

„Zwar sagen alle, sie finden die Empfehlungen der ZKL gut. Wir hören aber bislang nichts Konkretes darüber, ob und wenn ja, wie sie die umsetzen wollen“, sagt Muus im Interview mit Agra Europe.

Die BDL-Vorsitzende erwartet, dass die Ergebnisse der ZKL den inhaltlichen Rahmen für die Koalitionsverhandlungen bilden. Eine Vereinbarung von SPD, Grünen und FDP müsse den Landwirten Planungssicherheit für mehr als vier Jahre bieten.

Besonders wichtig seien ein eindeutiges Bekenntnis zur Landwirtschaft inklusive Tierhaltung in Deutschland und ein Schwerpunkt auf die Bedürfnisse von jungen Landwirtinnen und Landwirten.

Finanzierungsvorschläge liegen auf dem Tisch

Kritisch bewertet Muus die Zurückhaltung der künftigen Ampelkoalition zu einer Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung. Ihren Angaben zufolge sind sowohl die vorgeschlagene Tierwohlabgabe als auch eine Erhöhung der ermäßigten Mehrsteuer auf tierische Produkte zu rechtfertigen und würden den meisten nicht wehtun. Hier müssten sich die Gesellschaft und Politik entscheiden, was sie wollen „und den Mut dazu haben, es auch zu tun“.

Eindringlich warnt die Verbandsvorsitzende vor den Konsequenzen, sollten die ZKL-Empfehlungen von der künftigen Bundesregierung ignoriert werden. Letztlich würde damit die Lebensmittelerzeugung in Deutschland in Frage gestellt.

"Die Zukunftskommission hat erstmals in dieser Form Vertreter der Landwirtschaft und der Umweltseite zusammengebracht. Sie hat es ermöglicht, dass sich beide Seiten auf Ziele sowie auf Wege verständigt haben, wie diese Ziele erreicht werden können. Angesichts der jahrzehntelangen Frontstellung kann das nicht hoch genug eingeschätzt werden", betonte sie.

Bauernverband soll über seinen Schatten springen

Vom Deutschen Bauernverband (DBV) wünscht sich Muus, dass dieser mit den Umweltverbänden enger zusammenarbeitet. Wie gut das möglich sei, habe die Zusammenarbeit von Landjugend und BUND Jugend in der Zukunftskommission gezeigt. Daher wäre es unverzeihlich, wenn die Zusammenarbeit einschlafen würde und man wieder in die alten Gräben zurückfiele. „Verlieren würden alle, Landwirtschaft und Umwelt“, mahnt die studierte Landwirtin.

Das heiße allerdings nicht, dass eigene Positionen aufgegeben werden und man nur noch gemeinsam auftritt. "Aber es bedeutet, dass beide Seiten nicht sofort auf Konfrontation setzen, sondern Verfahren und Lösungen suchen, wenn es unterschiedliche Auffassungen gibt."

Und abschließend stellte sie fest: "Es lohnt sich, wenn Verbände jungen Menschen eine wirkliche Teilhabe nicht nur ermöglichen, sondern sie fördern. Jung und Weiblich bringt Energie und Kreativität rein."