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Selbstverpflichtungen geplant

Landwirte, Politiker und Naturschützer einigen sich auf Strategiedialog BaWü

In Stuttgart haben heute Vertreter aus Politik, Landwirtschaft, Naturschutz, Ernährungsbranche und LEH eine Vereinbarung zum Strategiedialog Landwirtschaft unterzeichnet.

Lesezeit: 6 Minuten

Schnell gelesen

Die Landesregierung von Naden-Württemberg hat am 7.10.2024 in Stuttgart einen Gesellschaftsvertrag für die Zukunft der Landwirtschaft und der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg unterzeichnet – gemeinsam mit rund 50 Vertretern aus Landwirtschaft, Naturschutz, Handel, Verarbeitung, Erzeugung, Gesellschaft, Wissenschaft, Kirchen und Politik.

Der Vertrag zielt auf konkrete Lösungen, um die Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten, regionale Erzeuger und gleichzeitig die biologische Vielfalt in Baden-Württemberg zu stärken. Er ist Ergebnis des breit angelegten Strategiedialogs Landwirtschaft, den die Landesregierung im September 2022 initiiert hatte.

„Wenn Lebensmittelhersteller und -händler, Politik, Naturschutz und Landwirtschaft sich auf einen gemeinsamen Weg verständigen, können Zukunftsperspektiven für unsere Bäu-erinnen und Bauern geschaffen werden, der Naturschutz gestärkt und die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln aus der Region gesichert werden.“

Das sagte Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg (LBV), am Montag bei der feierlichen Abschlussveranstaltung zum Dialog über die Zukunft der Landwirtschaft im Neuen Schloss in Stuttgart. Den Strategiedialog Landwirtschaft hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor zwei Jahren gestartet.

Unser Bundesland zeigt, wie man mit vernünftigen Kooperationen anstatt Ordnungsrecht eine zukunftsweisende Agrar- und Umweltpolitik auf den Weg bringen kann.
Rukwied

Grün-schwarze Landesregierung bekennt sich zur Landwirtschaft

Rukwied zeigte sich erfreut, dass im Doppelhaushalt 2025/2026 eine Finanzierung in Höhe von 143 Mio. € zusätzlicher Mittel zugesagt sind. Mit dieser Zusage bekenne sich die grün-schwarze Landesregierung klar zur heimischen Landwirtschaft.

„Nun ist die Branche gefordert, gemeinsam mit Politik und Verwaltung, aus dem Strategiedialog eine Erfolgsgeschichte zu machen. Jetzt gilt es, die Ziele und vorgeschlagenen Maßnahmen zügig umzusetzen. Das erwarten unsere Bauernfamilien,“ fordert der LBV-Präsident.

Wenn es sich lohnt, machen die Bauern noch mehr

Auch die in den Arbeitsgruppen des Strategiedialogs engagierten Vizepräsidenten des Landesbauernverbandes Hans-Benno Wichert, Jürgen Maurer und Roswitha Geyer-Fäßler sehen die Ergebnisse des Strategiedialogs positiv.„Die Landwirtschaft und der Naturschutz sind sich einig, dass die Landwirte noch mehr für den Artenschutz leisten werden, wenn dies finanziell angemessen honoriert wird. Es ist ausschlaggebend, dass sich diese Verantwortung der Politik nun auch in den Vereinbarungen des Strategiedialogs widerspiegelt,“ betont Maurer.

In den kommenden Jahren müsse man geeignete Agrarumweltmaßnahmen entwickeln, die in den landwirtschaftlichen Betrieben praktikabel umzusetzen sind und dem Naturschutz einen Mehrwert bringen.

Handel bestimmt Gestaltungsmöglichkeiten entscheidend mit

Doch die Eröffnung von Zukunftsperspektiven für die heimische Landwirtschaft hängt nicht allein von der Politik ab. Der Lebensmitteleinzelhandel bestimmt kommende Gestaltungsmöglichkeiten auf den Höfen entscheidend mit, wie die Vereinbarung des Strategiedialogs zeigt.

„Eine erhöhte Planungssicherheit beim Absatz von Produkten, die tatkräftige Vermarktung nachhaltiger regionaler Lebensmittel und der Vorzug von Frischeprodukten von heimischen Äckern sind Ansätze, die echte Perspektiven schaffen können,“ erklärt Roswitha Geyer-Fäßler. Es sei essenziell, dass sich der Handel und die Akteure der Le-bensmittelbranche zu diesen Ansätzen bekannt haben und die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen mit Hilfe der Landesregierung regelmäßig kontrolliert werde. „Jetzt ist es wichtig, dass echte Taten folgen,“ so die LBV-Vizepräsidentin abschließend.

Auszug der angestrebten Maßnahmen

  • Marketing für regionale Erzeugnisse intensivieren und die Verbraucherkommu-nikation stärken und ausbauen

  • Vorrang von regionalen Produkten im Bereich Frischeprodukte

  • Verpflichtende Herkunftskennzeichnung

  • Vereinfachung und Entbürokratisierung bestehender Regelungen und Verwal-tungsstrukturen

  • Investitionsförderung vereinfachen

  • Schaffen von Planungssicherheit durch privatwirtschaftliche Rahmenverträge und andere Vereinbarungen ermöglichen

  • Angemessenes finanzielles Engagement von allen Akteuren in Bildungsprojek-ten mit Fokus Landwirtschaft und Ernährung

  • Vergütung von Biodiversitätsleistungen der Landwirtschaft durch die Wert-schöpfungskette sowie Verdienstkomponente bei staatlicher Förderung

  • Schaffung einheitlicher Biodiversitätskriterien und Integration derer in beste-hende Labels

  • Produkt- und Verpackungskennzeichnung bei biodiversitätsfördernden Produkten

  • Bildungsinhalte zu Landwirtschaft und Biodiversität verstärken

  • Stärkung des Netzwerks Landwirtschaft – Naturschutz

  • Informationskampagnen zu regionaler Landwirtschaft

  • Schaffung von praktikablen, mehrjährigen sowie finanziell attraktiven Biodiver-sitätsmaßnahmen für die Landwirtschaft

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Ausführlich

Das sind die Handlungsempfehlungen

Der Gesellschaftsvertrag umfasst Handlungsempfehlungen und konkrete Selbstverpflichtungen der beteiligten Akteure in fünf Bereichen. Das Landesagrarministerium schreibt dazu folgendes:

Regionale und qualitativ hochwertige Lebensmittel fördern

Ein zentrales Ziel ist die Stärkung der regionalen Wertschöpfung. „Regionale und hochwertige Lebensmittel mit kurzen Transportwegen kommen unseren heimischen Landwirten und der lokalen Wirtschaft zugute, aber auch dem Klima und der Artenvielfalt. Wir setzen daher auf enge Kooperationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von den Landwirtinnen und Landwirten über die Verarbeitungsbetriebe bis hin zum Handel. Verlässliche Partnerschaften und langfristige Abnahmeverträge schaffen Planungssicherheit und stärken so vor allem kleinere, familiengeführte Betriebe“, sagte Landwirtschaftsminister Peter Hauk MdL.

Der Lebensmittelhandel wird das Angebot an (bio-)regionalen Produkten verbessern. „Regionale Lebensmittel stehen künftig deutlich besser sichtbar in den Regalen. Darunter fallen auch Produkte mit dem Qualitätszeichen Baden-Württemberg und dem Biozeichen Baden-Württemberg. Wir wollen diese Programme inhaltlich weiterentwickeln und auf weitere Produktgruppen ausweiten, um die Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion zu fördern“, so Hauk weiter.

Wandel der Landwirtschaft muss sich rechnen

„Nachhaltige Landwirtschaft muss sich für unsere Bäuerinnen und Bauern auch wirtschaftlich lohnen. Wir brauchen dringend zielgerichtete Anreize und Fördermaßnahmen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene. Gerade kleinere landwirtschaftliche Strukturen weisen eine höhere Artenvielfalt auf und müssen bei der Förderung verstärkt im Fokus stehen.

Baden-Württemberg setzt sich dafür ein, dass Landwirte für ihre gemeinwohlorientierten Leistungen wie Umwelt- und Artenschutz gezielt belohnt werden, anstatt nur Mehrkosten und Ertragsverluste auszugleichen,“ sagte Umweltministerin Thekla Walker MdL. Außerdem will das Land weiter bürokratische Hürden abbauen.

Mehr Transparenz für Verbraucher schaffen

Eine transparentere Kennzeichnung regionaler Produkte soll Verbraucherinnen und Verbrauchern eine bewusstere Entscheidung beim Kauf ermöglichen. „Die Menschen müssen auf den ersten Blick erkennen können, welche Lebensmittel regional erzeugt werden und welchen positiven Einfluss sie auf Umwelt und Artenvielfalt haben. Nur so können wir nachhaltigen Konsum langfristig stärken,“ betonte Minister Hauk.

Begleitend dazu sollen umfangreiche Marketingmaßnahmen die Sichtbarkeit regionaler Produkte stärken und die Nachfrage erhöhen.

Mit einer groß angelegte Image- und Informationskampagne will Baden-Württemberg das Bewusstsein der Verbraucher für regionale Landwirtschaft, Biodiversität und Nachhaltigkeit stärken. Zudem sollen alle Marketingaktivitäten unter einer Dachmarke vereint werden, um eine starke Wiedererkennung und effektivere Kommunikation zu gewährleisten.

Regionale Außer-Haus-Verpflegung weiter ausbauen

Die Außer-Haus-Verpflegung spielt eine entscheidende Rolle bei der Absatzförderung regionaler und ökologischer Produkte. In Kantinen, Mensen und Restaurants sollen bioregionale Produkte daher vermehrt Eingang in die Speisepläne finden. Die Landesregierung hat bereits reagiert und schreibt in den eigenen Kantinen den Einsatz von 75 % regionalen und 40 % bioregionalen Lebensmitteln bis 2030 vor.

Landwirtschaft und Artenvielfalt noch stärker in Bildung verankern

Die Bedeutung von Landwirtschaft und Biodiversität soll stärker in der öffentlichen Bildung verankert werden. Bereits ab dem Kindergarten sollen Bildungsangebote den Wert der Landwirtschaft und die Notwendigkeit des Umweltschutzes noch besser vermitteln. Der Gesellschaftsvertrag sieht darüber hinaus gezielte Weiterbildungsangebote für Landwirte vor.

Gleichzeitig will das Land die Verknüpfung von Landwirtschaft und Naturschutz insbesondere in den unteren Verwaltungsebenen ausbauen, um das gegenseitige Verständnis zu fördern und gemeinsame Ziele zu erreichen.

Land stellt zusätzlich 143 Mio. € für Umsetzung bereit

Für die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen aus dem Strategiedialog hat die Landesregierung im Doppelhaushalt 2025/2026 und den Folgejahren zusätzlich knapp 120 Mio. € vorgesehen. Dazu kommt die Sicherung von Landesmitteln nach dem Wegfall einer Bundesförderung, so dass die Gesamtsumme 143 Mio. € beträgt.

Mit einer jährlichen Veranstaltung will die Landesregierung den Fortschritt der Roadmap überprüfen. So soll der Gesellschaftsvertrag eine zukunftsfähige Landwirtschaft und den Schutz der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg dauerhaft und nachhaltig sichern.

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