Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hat sich dafür ausgesprochen, den Selbstversorgungsgrad mit Eiweiß innerhalb der Europäischen Union zu verbessern. Europa müsse in der Lage sein, seinen eigenen Proteinbedarf zu decken, erklärte Macron letzte Woche im Fernsehen.
Das gelte sowohl für die menschliche Ernährung als auch für Futtermittel und sei ein „Herzstück des europäischen Projektes“. Laut Macron ist die Abhängigkeit der EU von Proteinimporten das Resultat eines Gleichgewichts, das sich in den 1960er Jahren zwischen dem alten Kontinent und den Vereinigten Staaten gebildet habe. Damals habe man eine Abhängigkeit akzeptiert, so der Staatschef. Das sei eine sehr schlechte Entscheidung gewesen.
Macrons Vorstoß wurde vom Verband der Ölsaatenerzeuger (FOP) erwartungsgemäß begrüßt. Verbandspräsident Arnaud Rousseau erklärte, die Branche habe bereits massiv in die Entwicklung pflanzlicher Proteine investiert. Nun sei es unerlässlich, auch von staatlicher Seite Unterstützung zu erhalten. Für wenig zielführend hält dagegen die Umweltorganisation Greenpeace Macrons Initiative. Die „Proteinsouveränität“ könne letztlich nur durch eine Verringerung der Veredlungsproduktion erreicht werden, erklärte Landwirtschaftsreferentin Suzanne Dalle. Anderenfalls werde das Problem nur in einen anderen Teil der Welt verlagert.
Auch in Deutschland wurde die Eiweißversorgung thematisiert. Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) monierte, dass - parallel zu den Bränden in Südamerika - in Europa der Raps als wichtigste Proteinquelle und Blühpflanze in getreidereichen Fruchtfolgen aus dem Markt gedrängt zu werden drohe. Ursache sei eine endlose und „fachlich völlig unbegründete“ Diskussion um die Verwendung von Nahrungsmittelrohstoffen und der Biokraftstoffproduktion.