Wie der Bayerische Bauernverband mitteilt, haben die die beiden Vorsitzenden des Landesfachausschusses Nebenerwerbslandwirtschaft und Diversifizierung, Alfred Enderle und Michael Bienlein, einen Brandbrief an die bayerischen Europaabgeordneten geschickt. Ihre Sorge: Für die Nebenerwerbsbetriebe oder Betriebe mit einem zusätzlichen Einkommensstandbein drohen ihrer Ansicht nach völlig überzogene bürokratische Auflagen. Im schlimmsten Fall könnte ein Teil dieser Betriebe ganz aus der Förderung fallen.
Hintergrund sind die Diskussionen auf EU-Ebene, dass künftig nur noch „echte Landwirte“ eine Betriebsprämie erhalten sollen. Enderle und Bienlein appellieren an die Abgeordneten des Europaparlaments, dass das Kriterium „Echter Landwirt“ in den Mitgliedstaaten nur freiwillig umgesetzt werden soll.
Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen
Enderle und Bienlein erinnern die Europaabgeordneten in einem Schreiben an die Fördersituation im Jahr 2016. Damals sei diese ursprünglich gut gemeinte Idee völlig nach hinten los gegangen, weils sich alle Betriebe bei der Antragstellung plötzlich durch ein äußerst komplexes Formular kämpfen mussten, um nachzuweisen, dass sie trotz anderer finanzieller Standbeine aktive Landwirte sind – und damit überhaupt antragsberechtigt.
„Im Vorfeld wurden vonseiten der Politik versucht alle Bedenken zu zerstreuen, doch dann kam es genauso wie befürchtet: gerade kleinere Betriebe hatten mit einer äußerst komplexen Nachweispflicht zu kämpfen. Dieser Fehler wurde schon einmal gemacht und darf sich nicht wiederholen!“, fordern Enderle und Bienlein.
Geplanter Zuschlag für erste Hektare richtiger Weg
Aus Sicht des Bayerischen Bauernverbandes ist der weiter geplante Zuschlag für die ersten Hektare bei den Direktzahlungen das geeignetere Instrument, um kleinere Betriebe nachhaltig und unkompliziert zu unterstützen. „Ziel der EU-Agrarpolitik muss es sein, die Vielfalt in der bayerischen Agrarstruktur zu stärken – und nicht kaputtzumachen!“, kritisieren Enderle und Bienlein.
Nach Angaben des Bayerischen Bauernverbands wirtschaften etwa 60 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern im Nebenerwerb. Bei den Betrieben, die mindestens eine Art der Einkommensalternative haben und z.B. Urlaub auf dem Bauernhof anbieten, einen Hofladen haben oder Energie erzeugen, seien es sogar mehr als 60 Prozent.