Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, zieht ein positives Resümee aus der diesjährigen Grünen Woche. Mit der DLG will das Verbandspräsidium im Februar ein Gespräch über ihr auf der IGW viel diskutiertes Thesenpapier führen. Bei der Nutztierstrategie von Landwirtschaftsminister Schmidt will Rukwied auf die Zeitschiene achten.
Rukwied nimmt eine Veränderung in der Diskussionskultur über Landwirtschaft wahr. „Die Diskussionen über Veränderungen und über die Zukunft der Landwirtschaft haben sich versachlicht und sind lösungsorientierter geworden“, sagte Rukwied am Freitag vor Journalisten zu seinem Fazit aus der Grünen Woche 2017. Das bezog der DBV-Präsident sowohl auf die Diskussionen mit den Verbrauchern etwa auf dem Erlebnisbauernhof als auch auf die vielen Gespräche mit den politischen Parteien oder anderen Verbänden. Zwar gebe es inhaltlich nach wie vor kontroverse Positionen aber „heftige“ und „konfrontative“ Diskussionen seien in diesem Jahr nicht mehr so da gewesen, so Rukwied weiter. „Mittlerweile gibt es eine andere Diskussionskultur, was ich sehr begrüße“, sagte Rukwied.
DBV und DLG wollen sich über ihre verschiedenen Ansätze austauschen
Auf das zu Beginn der Grünen Woche vorgestellte Positionspapier des DBV mit dem Titel „Veränderung gestalten“ habe es im Verlauf der Messe viele positive Bewertungen gegeben, berichtete Rukwied. Das parallel zum DBV Papier veröffentlichte Thesenpapier der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) zur Landwirtschaft 2030 habe ihn nicht geärgert, es sei jedoch zu einem „nicht günstigen“ Zeitpunkt gekommen, so Rukwied. In dem Papier hatte die DLG einige kritische Themen der Landwirtschaft eingeräumt und den Fortbestand der Flächenprämien in Frage gestellt. Im Zwiegespräch hätte DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer ihm die Notwendigkeit der Zahlungen aus der Ersten Säule eingeräumt und erläutert, dass die DLG eher einen „perspektivischen Ansatz“ geben wollte, sagte Rukwied. Für Anfang Februar hat der DBV Bartmer zu weiteren Diskussionen ins Präsidium geladen. Einen neuen Fokus hin zur politischen Interessensvertretung, so wie sie der DBV betreibt, erwartet Rukwied von der DLG in Zukunft nicht. „Wir sind einig, dass sich die Arbeitsteilung bewährt hat“, sagte er.
Auszeichnung von Tierwohl auf Fleisch erst nach 2020 Thema
Hinsichtlich des angekündigten staatlichen Tierwohllabels von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt wiederholte Rukwied, dass sein erstes Ziel zunächst sei, die Ziele, die sich die Initiative Tierwohl bis 2020 gesetzt habe, zu erreichen. Dazu gehöre, dass 2020 jedes fünfte Schwein in Deutschland über die Initiative Tierwohl laufe. Die Initiative Tierwohl habe sich bewusst dazu entschieden, auf ein Label für Fleisch (Nämlichkeit) zu verzichten. Erst in der Perspektive für die Jahre 2021 bis 2023 sieht er dieses Thema auf die Agenda rücken. „Perspektivisch gesehen wird das Thema Nämlichkeit ein Kernthema werden“, sagte Rukwied. Vorerst sieht Rukwied jedoch kein Risiko, dass sich die Initiative Tierwohl und das Tierwohllabel von Schmidt im Markt behindern könnten.
DBV hat vor allem Zeitschiene der Nutztierstrategie im Blick
Die von Schmidt für Ostern angekündigte nationale Nutztierstrategie will Rukwied nun zunächst abwarten. „Wir können sie erst bewerten, wenn sie auf dem Tisch liegt“, sagte er. Klar ist indes, dass diese auf Basis des Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik beim BMEL „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung" aus dem Frühling 2015 und dem Abschlussbericht des Kompetenzkreises Tierwohl von Herbst 2016 fußen wird. Als Punkte, auf die er besonders achten werde, benannte Rukwied die Zeitschienen, welche die Nutztierstrategie für Veränderungen in der Tierhaltung setzen wird.