Die Russische Getreide-Union (RZS) hat jüngst auf zahlreiche Probleme des russischen Getreidesektors hingewiesen. So werde unter anderem der Preisdruck durch die russische Rekordernte 2017 weitreichende negative wirtschaftliche Konsequenzen haben.
Zwar hätten sich die Getreidepreise zum Ende der laufenden Vermarkungssaison wieder erholt, so dass die Landwirte ihre Jahresbilanzen größtenteils doch noch mit schwarzen Zahlen abschließen könnten. Dennoch seien die Käufe von Landtechnik aufgrund des Liquiditätsengpasses deutlich zurückgegangen, stellte die Organisation fest.
In der Folge steige unter anderem das witterungsbedingte Risiko von Ertragseinbußen und Qualitätsverlusten. Gleichzeitig verteuere sich die Produktion. Nach Einschätzung der RZS besteht die Gefahr, dass der agroindustrielle Komplex technisch auf das Niveau aus Sowjetzeiten zurückfalle. Bereits 70 % der Landmaschinen seien veraltet, hieß es. Erschwerend käme hinzu, dass die Landwirte ihr Getreide wegen der hohen Kosten der gewerblichen Lagerung zunehmend in einfachen eigenen Vorrichtungen speicherten. Daraus ergäben sich Lagerverluste von bis zu 5 % der Ernte und Qualitätseinbußen von bis zu 15 %.
Die Ernteeinbußen des vergangenen Jahres veranschlagte die Getreide-Union auf 7 Mio t bis 8 Mio t Getreide. Unterdessen fördere die russische Regierung lediglich die logistische Infrastruktur wie den Bau von Seehäfen - dagegen erhielten die US-Landwirte Lagerkostenzuschüsse.
Ein weiteres Problem gebe es durch die rückläufige Nachfrage der russischen Verbraucher nach Brot und Backwaren zugunsten von Fleisch und Fleischprodukten. Dies sei ein Grund dafür, dass der Getreideabsatz auf dem Inlandsmarkt stagniere. Außerdem monierte die RZS eine „opportunistische“ Zollpolitik der Moskauer Regierung. Unter dem Strich habe man zu viele Probleme im Agrarsektor angehäuft.