Der schwedische Bauernverband (LRF) sieht eine Lebensmittelmarktkrise am Horizont aufziehen und hat vor diesem Hintergrund die eigene Regierung zu mehr Unterstützung für die heimische Landwirtschaft aufgefordert.
Der Verbandsvorsitzende Palle Borgström wies vergangene Woche darauf hin, dass die Kosten zur Herstellung von Agrarprodukten in den vergangenen Monaten überall „regelrecht explodiert“ seien.
In Schweden habe sich die landwirtschaftliche Produktion nach Berechnungen des LRF im Vergleich zum Vorjahr aufgrund der höheren Preise für Treibstoff, Dünger und anderen Betriebsmitteln um insgesamt umgerechnet 412 Mio. € verteuert, was jeden heimischen Vollerwerbsbetrieb rechnerisch mit zusätzlich rund 27.500 € belaste.
Bauern zweifeln an der Zukunft ihres Jobs
Die Lage sei für viele Landwirte so kritisch, dass immer mehr darüber nachdächten, ob sich die Agrarproduktion unter diesen Bedingungen noch lohne, berichtete Borgström. Die Folge wäre ein Rückgang des Selbstversorgungsgrades bei Grundnahrungsmitteln und eine Verschlechterung der Ernährungssicherheit. Notwendig sei daher der Aufbau eines Krisenpakets nach norwegischem Vorbild, um wenigsten einen Teil des extremen Preisanstiegs auf der Kostenseite abzufedern, so der LRF-Vorsitzende.
Die norwegische Regierung hatte Ende Oktober der Landwirtschaft umgerechnet gut 76 Mio. € an zusätzlichen Geldern zum Ausgleich der auch dort stark gestiegenen Produktionskosten zugesichert.
Bauernverband will Agrardiesel und Förderungen
Der schwedische Bauernverband fordert temporäre Finanzhilfen nach Art der Dürrehilfen im Jahr 2018. Um die Verteuerung von Diesel zu kompensieren, sollte die schwedische Regierung zudem eine Prämie für den Einsatz von reinem Biodiesel und Bioethanol in der Landwirtschaft einführen. In diesem Zusammenhang seien auch die Investitionen in den Bau von Anlagen zur Herstellung von Biokraftstoff zu fördern.
Darüber hinaus schlägt der LRF die Erstattung der Dieselsteuer vor. Schließlich wird von der Regierung eine Abschätzung ihrer Agrarpolitik und deren Folgen für die Rentabilität der Landwirtschaft verlangt. An höheren Verbraucherpreisen für heimische Lebensmittel führt nach Einschätzung von Borgström ebenfalls kein Weg vorbei. Er mahnte hier allerdings Augenmaß an, um Verdrängungseffekte mit Importware zu vermeiden.