Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), hält es für "eine folgerichtige Idee", dass die Landwirtschaft für ihre Treibhausgas-Emissionen einen Co2-Preis zahlen muss. Das sagte er im Interview bei Jung & Naiv.
Messner: „Lieber Reduzierung der Tierzahlen“
Allerdings fordere der UBA-Chef das aktuell nicht. „Wir gehen lieber an die Reduzierung der Tierzahlen ran,“ sagt Messner. Instrumente, um Emissionen aus der Fleischerzeugung zu senken, seien etwa steuerliche Anreize und die Gemeinschaftsverpflegung aus fleischlose Kost umzustellen, schlägt Messner vor.
Halbierung der Tierbestände kompatibel mit Klimazielen
Das Klimaproblem in der Landwirtschaft könne man nicht lösen, „ohne an den Fleischkonsum und die Tierhaltung zu gehen“, so Messner. „Wir machen im Augenblick eine Studie, wo wir den Tierbestand in Deutschland mit den Klimazielen kompatibel bekommen – da werden wir wahrscheinlich mit einer Größenordnung von 50 % weniger Tieren rauskommen.“ Das wisse auch Landwirtschaftsminister Özdemir, so Messner. Die Zusammenarbeit des UBA mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium und dem Thünen-Institutes sei „aktuell deutlich enger“.
Landwirtschaft nie ganz emissionsfrei
Klar sei laut Messner aber auch, dass man Landwirtschaft nicht gänzlich emissionsfrei betreiben könne. Um bis 2050 trotzdem klimaneutral werden zu können, brauche es daher in einigen Bereichen negative Emissionen. Nur so könne man die Emissionen aus Wirtschaftsbereiche, die auch nach 2050 nicht emissionsfrei arbeiten könnten, kompensieren.
Diskussionen auf Twitter
Im sozialen Netzwerk Twitter lösten Messners Äußerungen eine Diskussion aus. Einige Nutzer halten Messners Vorschläge für überfällig. Andere Nutzer, wie der Professor für Marktlehre der Universität in Weihenstephan, Prof. Dr. Peter Breunig, merkt an: „Seit 2016 wurde die jährliche Schweinefleischerzeugung in DE um ca. 600.000 t reduziert, während sie in ES und BR in diesem Zeitraum um ca. 1.000.000 t & 700.000 t ausgedehnt wurde. Diese Verschiebung der Erzeugung hat negative Folgen für Klima und Flächenbedarf.“
Liebes @Umweltbundesamt, FYI: Seit 2016 wurde die jährl. Schweinefleischerzeugung in DE um ca. 600k t reduziert, während sie in ES und BR in diesem Zeitraum um ca. 1.000k t & 700k t ausgedehnt wurde. Diese Verschiebung der Erzeugung hat negative Folgen für Klima und Flächenbedarf https://t.co/eKeRtViqNR pic.twitter.com/XM93DupMm5
— Peter Breunig 💛💙 (@peter_breunig) August 2, 2022
Der größte Vorteil für das Klima werde dann erreicht, wenn wir klimaeffiziente tierische Erzeugung bei uns erhalten und weiterentwickeln und gleichzeitig unsere Ernährung hin zu mehr pflanzlichen Lebensmitteln anpassen würden, so Breunig weiter.