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topplus Kommentar

Warum gute Erlöse die Probleme der Tierhalter nicht lösen

Hohe Kosten, grassierende Seuchen und politische Unsicherheit dämpfen die Stimmung der Tierhaltern - daran ändern auch aktuell gute Erlöse nichts.

Lesezeit: 3 Minuten

Dieser Kommentar ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Nahezu flächendeckend fahren Tierhalter aktuell gute Erlöse ein: Die Milchpreise ­gehen Richtung 50 Cent/kg, Rindfleisch bringt mehr als 5 €/kg. Die Schweine- und Ferkelpreise sind zwar gerade unter die 2-€- bzw. 60-€-Marke gerutscht, dürften aber die nächsten Wochen auf dem immer noch relativ hohen ­Niveau bleiben. Der Absatz von Geflügelfleisch sowie Eiern brummt bei ordentlichen Preisen.

Stimmung unter Tierhaltern ist gedämpft bis schlecht

Vor einigen Jahren hätte das kurz vor der EuroTier für volle Auftragsbücher bei den Ausstellern gesorgt. Doch davon ist nichts zu spüren. Wenn überhaupt, nehmen Tierhalter punktuell Geld für mehr Tierwohl oder Arbeitserleichterung in die Hand. Neue Ställe entstehen fast nur in der Geflügelbranche, sonst nirgends. Denn die Stimmung unter Tierhaltern ist gedämpft bis schlecht.

Das liegt daran, dass auch die Kosten hoch sind – und stark schwanken. Die Marge kann schnell wieder ins Negative drehen. Hinzukommen die grassierenden Seuchen: BHV1, Blauzunge, Schweine- und Geflügelpest machen Tierhaltern mental sowie wirtschaftlich zu schaffen. Noch gravierender ist die politische Unsicherheit und schlechte Perspektive der deutschen Wirtschaft: Selbst tragende Säulen wie Autobau oder Chemie bangen um den Standort Deutschland und fordern bessere Bedingungen. Doch statt konstruktiver Unterstützung liefert die Ampelregierung ein politisches Schaulaufen ohne konkrete Inhalte und Strategie. Die Zuversicht schwindet, dass die Ampel die Wirtschaft wieder auf Kurs bringt.

Cem Özdemir setzt Prioritäten - nicht in Agrarbranche

Das gilt besonders für die Agrarbranche. Denn obendrein ist nun klar, dass Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) 2026 Ministerpräsident in Baden-Württemberg werden will. Schon jetzt ist spürbar, wie er seine Prioritäten setzt: Er sagt Agrartermine ab und nimmt vorzugsweise Termine fürs „Ländle“ an. Agrarpolitisch darf man also nichts Entscheidendes mehr von ihm erwarten.

Viel erreicht hat er bisher für Tierhalter aber auch nicht. Egal wie lange die Ampelkoalition noch hält, Özdemir hinterlässt Baustellen für Rinder-, Schweine- und Geflügelhalter. Die größten sind:

  • Die „Tierwohlmilliarde“ ist zwar ein kleiner Schritt der Hilfe, für bundesweite Aufbruchstimmung fehlen aber weiter Geld und Wille.

  • Das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz läuft nicht einmal für Schweine rund, da verunsichert Özde­mir mit neuen Kriterien für die Rinderhaltung.

  • Der Minister ist mit Haltungsvorgaben für Puten vorgeprescht, die für etliche Betriebe das Aus wären. Die Verordnung ist im Schwebezustand.

  • Genau wie das Tierschutzgesetz. Die diskutierten Verschärfungen würden tausende Rinderbetriebe mit Anbindehaltung zur Aufgabe zwingen.

  • Ungelöst bleibt auch der Dauerstreit um verbindliche Milchlieferverträge mit Mengen- und Preisangaben.

Manch ein Landwirt sagt, „Uns wäre schon geholfen, wenn er von seinen Vorhaben nichts mehr umgesetzt bekommt“. Traurig, aber vermutlich wahr. Und darüber können auch die aktuell guten Erlöse nicht hinwegtäuschen.

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