Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel hat am Dienstag klargestellt, dass es im Vergleichszeitraum von September 2015 bis 2016 trotz der wachsenden Wolfspopulation landesweit keine Zunahme von Nutztierrissen gegeben habe. In einzelnen Bereichen seien die Fallzahlen sogar rückläufig.
„Die Beratungsangebote für Nutztierhalter und der verbesserte Herdenschutz mit wolfsabweisenden Zäunen sorgen für mehr Sicherheit", ist der Grünen-Politiker überzeugt. Zwar würde die Rückkehr des streng artengeschützten Wildtieres auch in Zukunft vermutlich nicht konfliktfrei verlaufen, aber die aktuellen Zahlen seien ein positives Signal. Wenzel: "Wir setzen auch in Zukunft auf die konstruktive Zusammenarbeit von Behörden, Landesjägerschaft, Umweltverbänden, Wolfsberatern, und Nutztierhaltern. Im Mittelpunkt aller Maßnahmen stehen die Sicherheit der Bevölkerung und die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben. Mit dem Ausgleich zwischen Arten- und Nutztierschutz kann das Wolfsmanagement zu einem Erfolgsprojekt für alle werden."
Das sieht die AbL dagegen anders. In einer Situation, in der nutztier-spezialisierte Wolfsrudel diese Zäune zu überwinden lernten und in der sich Wolfspopulationen weiter in Regionen mit ausgeprägter Rinder-Weidetierhaltung ausdehnten, verständen viele Landwirte diese Äußerungen des Umweltministeriums einmal mehr als bloße Beschwichtigung. Der AbL-Landesvorsitzende Ottmar Ilchmann verwies darauf, dass es total unrealistisch sei, die Flächen ganzer Weidetierhaltungs-Betriebe und sogar ganzer Regionen mit unbezahlbaren Zäunen einzugrenzen.
„Es führt kein Weg um eine tabufreie Debatte vorbei, wie die Weidetierhaltung nicht nur mit Zäunen, sondern vor allem durch eine sachgerechte Gestaltung des Jagdrechts (und die damit verbundene Vergrämung) aufrechterhalten werden kann.“ Die sei mit Hinblick auf die Sicherung der ohnehin agrarstrukturell stark gefährdeten Weidehaltung gerade in Grünlandregionen nunmehr dringendst angesagt.