Der Mehrheit der Befragten ist Tierwohl sehr wichtig. Das zeigt eine Studie unter der Leitung von Agrarökonomin Dr. Frauke Pirscher. Allerdings spiegele sich die erklärte Zahlungsbereitschaft nicht unbedingt beim Einkaufen wider.
Das Ergebnis fasst die Wissenschaftlerin im Gespräch mit der Zeitschrift Lebensmittelpraxis so zusammen: „Die Finanzierung einer Erhöhung von Tierwohlstandards liegt immer ausschließlich bei den zahlungsbereiten Käufern, also einer verhältnismäßig kleinen Gruppe“. Diese seien besonders umweltbewusst eingestellt. Der kleine Anteil zahlungswilliger Kunden bedeute für die Praxis, dass die Mehrheit der Tiere keine Verbesserung der Tierwohlstandards erfährt.
Nicht „nichts“ zahlen
In der Online-Studie befragten die Wissenschaftler ca. 2.500 Beschäftigte der Universität in Sachsen-Anhalt. Neun Prozent gaben hierbei an, nicht für mehr Tierwohl zahlen zu wollen. Besonders interessant hierbei sei deren Begründung: Sie lehnen es ab, ein moralisches Problem über den Markt zu lösen. Zwar wollen sie nicht „nichts“ zahlen, aber sie sehen sich, in ihrer Rolle als Konsument, nicht dafür zuständig, für mehr Tierwohl zu bezahlen.
Dr. Pirscher betont, dass die fehlende Zahlungsbereitschaft nicht Desinteresse bedeute. Dieser Punkt sei von Politikern bisher wenig beachtet worden. „Die moralische Haltung beeinflusst, ob Verbraucher marktbasierte Regulierungsinstrumente akzeptieren oder ablehnen.“ Daher müsse die Politik die Mehrkosten für mehr Tierwohl auf breitere Schultern verteilen.