Offiziell hat Deutschland ein marktwirtschaftliches Wirtschaftsmodell. Doch das freie Unternehmertum und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe wird durch immer mehr Vorschriften, Dokumentationspflichten, Meldungen und kleinkarierte und übergenaue Kontrollen immer stärker eingeschränkt.
Auch die Landwirtschaft. „Mittlerweise stehen hinter jedem Landwirt drei Kontrolleure“, brachte kürzlich ein Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes das Missverhältnis auf den Punkt.
Von der Düngeverordnung, über die Stoffstrombilanz, bis zu den Tierarzneimittelmeldungen sind alle Betriebszweige mittlerweile so durchreglementiert mit Aufzeichnungspflichten, dass viele Landwirte nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht. Selbst viele Behörden und Verwaltungen sind angesichts der wachsenden Vorschriften überfordert. Beispiele sind die verspätete Prämienauszahlung oder der digitale Agrardieselantrag.
Politik hat Problem erkannt
Spätestens seit den Schlepperdemonstrationen scheint das Problem bei der Politik angekommen zu sein. Die Bundesländer sammeln Vorschläge zum Bürokratieabbau, das Bundeslandwirtschaftsministerium arbeitet an Praxischecks. Bundesfinanzminister Christian Lindner und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil erklären das Thema Bürokratieabbau zur Chefsache.
Sogar in Brüssel will man nun den Kampf gegen den Papierkrieg aufnehmen. Offenbar will die EU-Kommission den Mitgliedstaaten vorschlagen, die Regeln für den Umbruch von Grünland und Kontrollen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) anzupassen.
Für ihr Treffen am Montag sind die EU-Agrarminister ebenfalls aufgefordert, Vorschläge zu unterbreiten, wo sie Bürokratieabbau für möglich halten. Aus Kreisen von EU-Diplomaten erfuhr top agrar, dass bereits fast 500 Vorschläge vorliegen.
Ankündigungen mehr als heiße Luft?
Aber bleibt von diesen Ankündigungen mehr als heiße Luft?
top agrar will dem Thema nachgehen und die fragen, um die es geht, nämlich Sie, liebe Leserinnen und Leser. Sagen Sie uns, wo sich die Bürokratie in ihrem Arbeitsalltag konkret bemerkbar macht und in welchem Umfang die damit verbunden Vorschriften ihre Zeit binden und von produktiven Arbeiten abhalten.
Ihre Meinung ist gefragt
Nennen Sie uns besonders krasse oder unsinnige Beispiele von Vorschriften aus Ihrem Alltag, die Sie regelmäßig zur Verzweiflung bringen.
Haben Sie konkrete Verbesserungsvorschläge, um Vorschriften, Dokumentationen und Meldungen zu vereinfachen?
Schicken Sie uns Ihre Hinweise zum Stichwort "Bürokratie abbauen" per Mail an Klaus.Dorsch@topagrar.com